Weltmeisterjob für Profis

Die Videoclips im Netz sind in den vier Jahren seit der letzten Fußball-WM kein bisschen besser geworden. Mächtig online gemausert hat sich jedoch der Fifa-Weltverband selbst. In einem überraschenden Anfall von Selbsterkenntnis hat er gar nicht erst versucht, für seine asiatischen Festspiele eine eigene Website zu bauen. Er überließ den Job den alten Hasen von Yahoo!, die dafür einen festen Werbeplatz auf der Bande gleich neben den Toren bekommen haben. Man muss diesen Namen gewiss nicht mehr bekannt machen, Ehre jedoch, wem Ehre gebührt. Die als offiziell geltende WM-Site unter fifaworldcup.yahoo.com/de (für die deutschsprachige Version) ist ein Lehrstück dafür geworden, wie ein ohnehin auf allen anderen Medien gegenwärtiges Großereignis sinnvoll im Web verarbeitet werden kann. Gewiss sind auch Videosequenz und ein paar Standbilder nach jedem Spiel zu finden, selbstverständlich werden auch die Ergebnisse ständig aktualisiert, und keine Agenturmeldung fehlt. Das jedoch ist nur die zweite Liga. Die Spitzenklasse von Yahoo wird erst erkennbar, wenn man die Datenbank nutzt, die hinter dem ganzen Angebot steckt. Sie ist an jeder Stelle spürbar, manchmal direkt aufrufbar, und enthält so ziemlich alles, was ein Fußballnarr wissen muss: Für jeden Spieler sind Biografie und Expertenurteil abrufbar, für jedes Spiel steht eine minutengenaue Analyse der Ereignisse zur Verfügung, sogar die Angabe der Windstärke und der Luftfeuchtigkeit auf dem Platz ist dokumentiert. All das ist nicht in der Hitze des Wettkampfs nützlich, wohl aber danach. Wochen nach dem Endspiel wird diese Website immer noch eine Fundgrube für wahre Fußballfans sein. So ganz nebenbei hat Yahoo seine sämtlichen Fußballforen mit der Fifa-Seite verknüpft. Sie sind schon jetzt gut gefüllt mit Beiträgen, die deutlich über dem Stammtischniveau der Eckkneipe liegen. niklaus@taz.de