: Al-Qaida-Verhaftete belasten Kuwaiti
Unklar ist, warum das FBI erst jetzt auf ihn aufmerksam wird. 25.000 Dollar stehen auf seinen Kopf
Viel ist nicht bekannt von jenem Mann, der jetzt in den USA als „Schlüsselfigur“ und „wichtigster Planer“ des 11. September gehandelt wird. „Es sieht so aus, als sei dies unser Mann“, erklärte ein Mitglied der US-Regierung am Mittwoch gegenüber der Los Angeles Times. Khalid Scheich Muhammad steht bereits auf der FBI-Liste der 22 meistgesuchten Terroristen. Allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center.
Gesucht wird er, laut Steckbrief, wegen seiner Verwicklung in ein „terroristisches Komplott“ auf den Philippinen. Dort waren vor sieben Jahren die Sprengungen mehrerer amerikanischer Zivilflugzeuge vereitelt worden. Nur eine kleine Bombe kam zur Explosion und tötete einen Mann. Im Januar 1996 wurde er vor einem New Yorker Gericht in Abwesenheit angeklagt. Bislang sind ganze 25.000 US-Dollar auf seine Ergreifung ausgesetzt. Die US-Behörden gingen davon aus, dass der im Steckbrief als „leicht übergewichtig“ beschriebene Scheich Muhammad die Nummer vier der Al-Qaida war, nach Bin Laden und dessen Adjudanten, den Ägyptern Aiman Zawahiri und Muhammad Atef. Nach Verhören von Al-Qaida-Mitgliedern, wird jetzt angenommen, dass die Anschläge vom 11. September unmittelbar auf die Idee und Planung Muhammads zurückgehen. „Wir kannten ihn vor dem 11. 9., hatten aber keine Ahnung wie wichtig er tatsächlich ist“, wird das Mitglied der Bush-Regierung zitiert. Nun ist auch die Rede davon, dass er an den Anschlägen auf die US-Botschaften in Afrika 1998 beteiligt gewesen sein soll, bei denen 224 Menschen starben.
Muhammad soll zwischen 1964 und 1965 in Kuwait geboren worden sein. Im FBI-Steckbrief wird er als kuwaitischer Staatsbürger bezeichnet. Dies streitet der kuwaitische Informationsminister Muhammad Fahd indes vehement ab. Der in Kuwait unter dem Namen Khalid Scheich Muhammad Al-Beluschi Geborene soll demnach pakistanischer Staatsbürger sein. Nach Angaben der kuwaitischen Tageszeitung Al-Qabas wurde Muhammads Vater nach einem Streit mit einer einflussreichen Familie die kuwaitischen Staatsbürgerschaft entzogen. Die Zeitung schreibt ferner, dass der als kleinwüchsig, humorvoll und hoch intelligent bekannte Muhammad 1984 an der Universität Nordkalifornien Ingenieurwissenschaften zu studieren begann und nach seinem dortigen Abschluss nicht nach Kuwait zurückkehrte. Er sei nach Afghanistan gegangen, wo sich während der sowjetischen Invasion seine Spur verloren habe. US-Behörden vermuten, dass er sich derzeit in Afghanistan oder Pakistan aufhält. Zu zusätzlicher Verwirrung führt auch die Tatsache, dass er mehrere Decknamen, wie Aschraf Rifaat, Nabil Hanin, Khalid Abdel Wodoud, Salim Ali oder Fahd Bin Abdallah zulegte. Auf dem Steckbrief ist er einmal im Anzug, einmal in der in der in den Golfstaaten üblichen Tracht abgebildet. Mal trage der Gesuchte einen Voll-, mal einen getrimmten Bart und gelegentlich auch eine Brille, heißt es weiter. Warum einige in Haft befindlich Al-Qaida ausgerechnet jetzt über Scheich Muhammads Rolle bei der Planung der Attentate zu sprechen begonnen haben, ist unklar. Wie das Mitglied der Bush-Regierung in der Los Angeles Times spekuliert: „Vielleicht wissen sie, wie gut er sich versteckt hat, und dass wir ihn niemals finden werden.“
KARIM EL-GAWHARY
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen