Ökobauern organisieren sich neu

Veranlasst durch den Nitrofenskandal gründet die Biobranche den „Bund der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft“. Dadurch sollen die Information der Öffentlichkeit verbessert und gleichzeitig der Absatz ökologischer Produkte gesteigert werden

von HANNES KOCH

Die Biobranche will die Konsequenzen aus dem Nitrofenskandal ziehen, indem sie einen neuen Wirtschaftsverband gründet. Bis Ende Juni soll der „Bund der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft“ ins Leben gerufen werden, sagte Bioland-Geschäftsführer Thomas Dosch gestern der taz.

Neben Bioland werden auch die Anbauverbände Demeter, Gäa und Naturland vertreten sein, die insgesamt rund 10.000 Biobauern mitbringen. Außerdem rechnet Dosch mit der späteren Mitgliedschaft von rund 1.500 Verarbeitungsbetrieben. Der Ökobund, der die Nachfolge der auseinander gebrochenen Arbeitsgemeinschaft Ökologische Landwirtschaft (Agöl) antritt, steht prinzipiell auch den großen Einzelhandelskonzernen wie Metro und Rewe offen. Die Verbände der konventionellen Lebensmittelwirtschaft, darunter der Deutsche Bauernverband (DBV), bekommen damit eine stärkere Konkurrenz als bisher. Trotzdem ist alleine der DBV mit seinen 450.000 Betrieben ungleich größer.

Den letzten Anstoß für die Gründung des neuen Verbandes gab der Nitrofenskandal. Die Vergiftung von Biogetreide mit dem illegalen Pflanzenschutzmittel Nitrofen war beim Verband Naturland lange bekannt gewesen, bevor der Skandal am 24. Mai aufflog. Nachdem Bioland und Demeter die Agöl schon vor einem Jahr verlassen hatten, trat aus Protest gegen die Schlamperei bei Naturland nun auch Gäa aus – die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau war am Ende.

Obwohl die Mitglieder des neuen Verbandes teilweise wieder die alten sind – auch die Nitrofen-Vertuscher von Naturland machen mit –, soll in Zukunft eine andere Informationspolitik angesagt sein. „Mit einem effektiven Kontrollsystem“ soll der Ökobund laut Thomas Dosch „das Vertrauen der Menschen in den ökologischen Landbau wieder stärken“.

Mehr Sicherheit bei Ökolebensmitteln versprechen sich die Verbandsmitglieder durch ihre neue Struktur. Während bei der Agöl nur die Bauernorganisationen zusammengearbeitet haben, kommen nun auch die Verarbeitungswirtschaft sowie Unternehmen aus dem Groß- und Einzelhandel hinzu.

Der Ökobund deckt die komplette Produktions- und Verteilungskette ab, sodass alle leichter erfahren können, wenn es Probleme in einem Bereich gibt. Grundsätzlich könnte das auch die Information der Öffentlichkeit verbessern.

Mit der Gründung des Bundes Ökologischer Landwirtschaft passt die Biobranche ihre Strukturen gleichzeitig den veränderten Umständen an. Seit der BSE-Krise vor einem Jahr ist die Nachfrage nach biologisch hergestellten Lebensmitteln stark gestiegen.

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat zudem als Ziel verkündet, dass bald 20 Prozent aller in Deutschland hergestellten Lebensmittel aus umweltfreundlicher Produktion stammen sollen. Durch seine größere Marktmacht könnte der neue Verband dazu beitragen, ökologische Produkte stärker im Einzelhandel unterzubringen.