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berliner szenen Fußballkneipenprobleme

Zu Hause ist am besten

„ ‚Brot und Spiele‘ kannst du vergessen“, sagt der Kollege leicht besorgt am Telefon, „wenn wir uns da am Samstag treffen, müssen wir schon um 7 Uhr einlaufen, um einen Platz zu bekommen.“ Das ist natürlich zu früh und nur was für ganz Hartgesottene! So merkt man einmal mehr, dass Fußballgucken bei dieser WM eine problematische Sache ist – wegen der Zeiten, die auch ihren Reiz haben, klar, vor allem aber wegen der Locations. Allein auf der Prenzlauer Allee zwischen Knaackstraße und Wörther Straße gibt es drei Fußballkneipen, die nicht wirklich einladend sind und höchstens zu Milieustudien taugen – wenn man eben, wie der Kollege gerade, dahin muss, wo es wehtut.

Aber es soll ja schön sein und Spaß machen! Also probiert man einen Mediengewerbehof in der Wolliner Straße aus, wo aber die Fernseher zu klein sind und an Regentagen sowieso der Ofen aus ist. Oder das Sale e Tabachi, wo man aber gerade als taz-Mensch ein höchst problematisches Verhältnis zum bedienenden Personal hat. Oder „Obst und Gemüse“, das aber, wie übrigens auch das Sale-Ausweichquartier – eine Gehörlosenkneipe in der Friedrichstraße – viel zu voll ist bei wichtigen Spielen; und das man die paar Tage, die es noch aufhat, doch besser zum Biertrinken only und der Erinnerungspflege halber besucht. Natürlich kann man sagen, dass auf der Suche nach der richtigen Fußballkneipe die Stadt sich mal von einer anderen Seite kennen lernen lässt – was es nicht alles für Läden gibt! Was da nicht alles für Leute sitzen! Was zum Beispiel diese Kaschemme mit dem Regenbogenzeichen unter der S-Bahn-Brücke am Alex für eine eigenartige Bude ist! Aber nach jetzt zwei Wochen sagt man doch lieber: Zu Hause macht Fußballgucken am meisten Spaß. GERRIT BARTELS

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