piwik no script img

Aliens im Bauerngang

Intensive Interaktion: Erster Teil des „artgenda by night“-Projekts im Altonaer Museum gelungen

Spielerisch wollten sie sein, leger umgehen mit hochkulturellen Sicherheitsvorkehrungen und den alteingesessenen Exponaten Geistreiches hinzufügen: die Organisatoren der „artgenda by night“-Aktion, deren erster Teil vorigen Donnerstag im Altonaer Museum stattfand. Ein Ort, an dem man artgenda-Schrägheiten nicht unbedingt vermuten würde.

Aber gerade dieser Kontrast hat Veit Sprenger, den Projektpaten der Aktion, gereizt: „Wir wollen das Museum missverstehen, es auf unsere Art besetzen“, hatte er prophezeit; Risiko inklusive. Denn ob sich die Besucher an die verbleibenden Regeln halten würden, wusste niemand.

Aber die Umdeutung des Museums hat funktioniert – vielleicht auch deshalb, „weil der Kontrast zwischen unseren volkstümlichen Exponaten und den schrägen Konzert- und Show-Aktionen so groß war“, schwärmt Museumsdirektor Axel Feuß. „Den oberen Bauernstuben-Rundgang haben die jungen Künstler großartig belebt, indem sie in jedes Zimmer einen musizierenden oder sprechenden Alien platziert haben. Und das trashige Konzert zwischen den Galionsfiguren war erstklassig.“

Außerdem hatten die artgenda-Künstler das Museum vom musealen Lichte befreit, es stattdessen orange und blau ausgeleuchtet und so durch Licht eine neue, ephemere Realität erschaffen. Ein Effekt, den Feuß erstaunlich fand – ebenso wie die Altersstruktur der Besucher: „Ich hatte 30- bis 40-Jährige erwartet, die ich bislang mit junger Kunst assoziiert hatte. Es kamen aber 17- bis 25-Jährige.“ 700 Besucher hat Feuß gezählt.

Ob aber konventionelle Museen von dieser unbekümmerten Art des Zugangs zu musealer Kunst lernen können? Ob sich die Aneignung bestimmter Rezeptionsmuster – etwa das Aufbrechen musealer Stille– auch für die großen Häuser lohnt? „Ich selbst würde eine solche Aktion wieder veranstalten. Verallgemeinern möchte ich das aber nicht, denn man muss immer bedenken, in welchem Rahmen die betreffende Institution flexibel ist.“ Petra Schellen

zweiter Teil der „artgenda by night“: 20. Juni, 23 – 4 Uhr, Zoologisches Museum, Martin-Luther-King-Platz 3

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen