: Nicht zurück zu Großvaters Zeiten
Morgens um sieben war die Welt nicht mehr in Ordnung, zumindest nicht am Hemelinger Tunnel, beim Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, auf dem Uni-Gelände oder in der Innenstadt: Im Land Bremen haben gestern über 1.000 Bauarbeiter auf rund 50 Baustellen den Arbeitskampf begonnen – unbefristet. Bundesweit traten mit ihnen weitere 7.000 Maurer, Fliesenleger und Kranführer in den Ausstand. „Die Bauarbeiter haben die Nase gestrichen voll“, wetterte Margort Gudd vom Bundesvorstand der IG Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) gestern Mittag vor 200 Streikenden auf dem Markt.
Die Bauarbeiter verlangen höhere Löhne, als die Arbeitgeber zu zahlen gewillt sind: Statt der faktisch gebotenen 1,75 Prozent kämpfen sie für eine 4,5-prozentige Gehaltserhöhung. Dass Samstagsarbeit wieder zur Regelarbeitszeit wird, wollen die Handwerker verhindern. „Was glauben die Arbeitgeber eigentlich, wofür unsere Urgroßeltern auf die Straße gegangen sind?“, zürnte Gudd. Der Streik würde so lange dauern, „bis die Arbeitgeber ein vernünftiges Angebot machen“, sagte die Gewerkschafterin. „Wir haben einen langen Atem.“ Die Bauarbeiter machten keinen Hehl daraus, was sie von Streikbrechern halten.
Heute Morgen soll zu den schon bestreikten Baustellen die am Haven Höövt dazukommen. Wenn die Bauunternehmer bis kommenden Montag kein für die Gewerkschaft zufriedenstellendes Angebot gemacht haben, soll der Arbeitskampf bundesweit von den Schwerpunkten in Bremen, Berlin und Magdeburg aus in die Fläche gehen. Ob dann das Weser-Stadion noch weiter umgebaut wird, wird immer fraglicher.
Ein Witz am Rande wäre, dass ein möglicher Streik bei den Tieferlegungsarbeiten dem Vorschlag einer SPD-Initiative entgegenkäme: Die Arbeitsgemeinschaft Sport glaubt, dass der Stadionumbau gegen das Sportförderungsgesetz verstößt. Fred Brauweiler verlangte, dass die Tieferlegung rückgängig gemacht werden müsse oder eine Ersatzanlage zu bauen sei. Allerdings würde ein Streik am Stadion den Umbau auch nicht rückgängig machen. ube / Foto: Laura Marina
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