: Schule bald ganztags
Gemeinsamer Bund-Länder-Aktionsrahmen gegen Bildungsnotstand. Union gibt Widerstand gegen Bundeshilfe für Ganztagsschule auf
BONN dpa ■ Nach den ernüchternden Ergebnissen der Pisa-Studie haben Bund und Länder einen Aktionsrahmen für gemeinsame Neuerungen in der Bildung beschlossen. Damit solle den erheblichen Mängeln Rechnung getragen werden, sagte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gestern nach einer Sitzung von Bund und Ländern. Im Blickpunkt stünden die flächendeckende Verbesserung von Sprache, Lesen und Schreiben sowie der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten und eine bessere Förderung von Migranten und ihren Kindern.
Die unionsgeführten Bundesländer gaben zugleich ihre bisherige Blockade beim Ausbau der Ganztagsschulen durch Mittel des Bundes auf. Kein Land habe das grundsätzliche Angebot von Bundeskanzler Gerhard Schröder mehr abgelehnt, sagte Bulmahn nach einer Sitzung der Bund-Länder-Kommission (BLK). Bulmahn kündigte für morgen einen Kabinettsbeschluss an, die Errichtung von 10.000 Ganztagsschulen in den Ländern mit vier Milliarden Euro zu fördern. Das Geld dafür soll aus Zinserlösen aus dem Verkauf der UMTS-Lizenzen fließen.
Der parteilose Bildungsminister von Sachsen-Anhalt, Jan-Hendrik Olbertz, der für die unionsgeführten Länder sprach, sagte, die Öffentlichkeit habe für eine Ablehnung einer grundsätzlichen Förderung von Ganztagsschulen kein Verständnis mehr. Konkrete Aussagen ließen sich aber erst machen, wenn die Initiative der Bundesregierung im Einzelnen vorliege.
Einigkeit bestehe in der BLK darüber, dass es gemeinsame Standards geben müsse, die durch Leistungsvergleiche überprüft werden müssten. Die Messlatte für die erforderlichen Verbesserungen müsse aber an international führenden Ländern wie etwa Finnland ausgerichtet werden. Die Ergebnisse zum innerdeutschen Pisa-Vergleich werden offiziell am 27. Juni von der Kultusministerkonferenz vorgestellt. Bei den in Bonn beschlossenen Neuerungen gehe es um den schulischen wie auch außerschulischen Bereich, erläuterte Bulmahn. Bund und Länder seien sich auch einig, das Bildungssystem so anzupassen, „dass lebenslanges Lernen zum Bestandteil jeder Bildungsbiografie“ werden könne. Es gebe auch den klaren Willen, „an einem Strang zu ziehen“.
Auch die SPD hat Bund und Länder zu einer gemeinsamen Bildungsreform aufgefordert. Deutschland brauche insgesamt mehr qualifizierte junge Menschen mit Abitur und Fachhochschulreife, heißt es in einem gestern vom SPD-Parteivorstand verabschiedeten „Manifest“ zur Bildungspolitik. Ihr Anteil pro Jahrgang müsse bundesweit auf 40 Prozent erhöht werden. Zurzeit sind dies 36 Prozent.
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