: USA vor einem Brandsommer
Den Vereinigten Staaten drohen die schlimmsten Waldbrände seit langem. Bislang 800.000 Hektar Wald vernichtet. Försterin soll für Brand in Colorado verantwortlich sein
WASHINGTON taz ■ Das nationale US-Brandzentrum in Boise (Idaho) befürchtet den schlimmsten Brandsommer aller Zeiten. Seit Wochen sind die Feuerwehren im Dauereinsatz – lange vor der eigentlichen „Feuersaison“, die dieses Jahr schon im April begann. Bislang sind über 800.000 Hektar verbrannt, mehr als doppelt so viel wie durchschnittlich in den vergangenen zehn Jahren zur gleichen Zeit.
In acht US-Bundesstaaten brennen 18 große Feuer, darunter in Colorado eines von 55.000 Hektar Größe, vor dem schon 3.000 Menschen geflohen sind. Nachdem die Einsatzkräfte die bis dahin gefährlichsten Brände – die Feuersbrunst erreichte Vororte der Millionenstadt Denver – unter Kontrolle bekamen, droht im südlich gelegenen Arizona eine neue Katastrophe.
Der hier vor wenigen Tagen ausgebrochene Waldbrand hat bereits 50.000 Hektar zerstört. Die Flammen arbeiten sich rasant durch die knochentrockenen Nadelwälder. 8.000 Menschen mussten in Arizona bislang ihre Häuser verlassen. Dutzende Gebäude brannten nieder. Starke Winde und sengende Hitze machen es bisher unmöglich, die Flammen zu kontrollieren. Die Feuerwalze hat selbst die Einsatzkräfte zur Kapitulation gezwungen. Mehrere Feuerwehrleute mussten nahe der Stadt Pinedale um ihr Leben rennen, schafften den Rückzug wenige Minuten, bevor ihre einzige Fluchtroute von den Flammen eingeschlossen wurde. 4.000 Einwohner waren geflohen.
Während die Behörden in Arizona noch rätseln, wie die Feuer entstanden sind, scheint die Brandursache in Colorado geklärt. Ausgerechnet eine Försterin soll verantwortlich sein. Um Briefe ihres Ehemannes zu verbrennen, hatte sie angeblich ein kleines Feuer entzündet, das ihr aufgrund der Trockenheit sofort außer Kontrolle geriet. Ihr drohen nun bis zu 65 Jahren Haft. Aus den Flammen hatte sich der größte Waldbrand in der Geschichte von Colorado entwickelt. Präsident George W. Bush erklärte Teile des Staates daraufhin zum Katastrophengebiet.
Die regelmäßig wiederkehrenden Waldbrände sind zum Teil ein natürliches Phänomen, aber auch Folge einer veränderten Waldpflege. Millionen Bäume wachsen in Gegenden, die überwiegend trocken sind mit einer langen heißen Sommerperiode. Vor über hundert Jahren versuchte man, Waldbrände so schnell wie möglich zu löschen, da sie wertvolles Holz zerstörten. Später setzte sich die Auffassung durch, dass kleine kontrollierte Brände auch nützlich sein können, um leicht entzündbares Unterholz zu verbrennen. Doch das Problem war, die Feuer klein zu halten. Immer wieder gerieten diese Brände außer Kontrolle. So entschied man sich wieder sofort zu löschen. Das führte dazu, dass viele Wälder über einen hohen Baumbestand und dichtes Unterholz verfügen. Die Wälder sind nach einer jahrelangen Dürre im Westen der USA und einer frühen Sommerhitze so ungewöhnlich trocken, dass ein kleiner Funkenschlag ausreicht, um einen Flächenbrand zu entfachen. MICHAEL STRECK
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen