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Handeln mit heißer Luft

In Baden-Württemberg lernen Unternehmen das Einmaleins des Emissionshandels

FREIBURG taz ■ Emissionshandel – wie funktioniert das eigentlich? Zwölf baden-württembergische Unternehmen finden das gerade heraus. Sie beteiligen sich an einem Planspiel des Stuttgarter Umweltministeriums.

Um die Verpflichtung aus dem Kioto-Protokoll zum Klimaschutz umzusetzen, muss Europa nämlich seinen Ausstoß an Treibhausgasen drosseln. Einer der Wege dazu ist der Emissionshandel: Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen ab 2005 große Energieverbraucher wie Kraftwerke und Unternehmen nur noch so viel Kohlendioxid ausstoßen dürfen, wie sie an Zertifikaten vorweisen können. Die Zertifikate werden zugeteilt, dann beginnt das Feilschen: Reduzieren die Firmen ihren eigenen CO2-Ausstoß, können sie die überzähligen Zertifikate an der Börse verkaufen und haben Einnahmen. Wer mehr CO2 in die Luft blasen will, muss Zertifikate zukaufen und hat dadurch Kosten. Die Idee: umweltgerechtes Verhalten wird marktkonform belohnt, Klimaschutz rechnet sich. Auch für die Volkswirtschaft: CO2 wird da vermieden, wo es am günstigsten ist.

Das Planspiel wird vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe wissenschaftlich betreut. Die Erfolge seien bereits erkennbar, sagt ISI-Forscher Joachim Schleich: „Die Firmen sind gezwungen, überhaupt einmal ihre Emissionen zu ermitteln.“ Wo lohnt es sich am meisten, CO2 zu sparen? Anschließend handeln sie die derzeit noch fiktiven Einsparungen an einer Internetbörse und lernen so sehr schnell, dass Umweltverschmutzung Geld kostet.

„Es geht nicht mehr darum, ob wir mit Emissionen handeln, sondern wie wir das tun“, sagt Ökonom Schleich. In den USA, wo seit zehn Jahren mit Schwefeldioxid-Zertifikaten gehandelt wird, habe man gute Erfahrungen gemacht. In Europa haben sich längst Dänemark und Großbritannien an die Spitze gesetzt. Deutschland hinkt noch hinterher – doch das soll sich bald ändern.

Entsprechend ist das Planspiel bei den Unternehmen des Landes sehr gefragt. „Wir hatten uns für das Projekt beworben, weil wir am Puls der Zeit bleiben wollen“, sagt Ulrich Nell, Umweltbeauftragter des Anlagenbauers Wehrle-Werk AG in Emmendingen. Denn wer früh dabei sei, könne nur profitieren. Bei den Badischen Stahlwerken in Kehl, die ebenfalls mitmachen, argumentiert man ähnlich: „Wir wollen nicht vor vollendeten Tatsachen stehen, wenn der Handel startet“, sagt deren Umweltexperte Dietmar Weiss. Und natürlich sind auch die Großen im Lande dabei: DaimlerChrysler, die EnBW, die Heidelberger Zement, die Heidelberger Druckmaschinen und die MTU. Sie alle wollen, so das Umweltministerium, „das Einmaleins des Emissionshandels üben“.

BERNWARD JANZIG

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