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„Die Tiere haben keine Akzeptanz mehr“

Bremen bleibt vom Gerichtsurteil in Sachen Kampfhunde unberührt, mehr noch: Es fühlt sich als Vorreiter

Für 14 so genannte Kampfhunde im Bremer Tierheim und rund 50 weitere Hunde in einer Delmenhorster Tierpension bedeutet das Bundesverwaltungsgerichtsurteil, das jetzt die niedersächsische Kampfhund-Verordnung gekippt hat, herzlich wenig. „Der Ruf dieser Rassen ist ruiniert“, sagt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Vorsitzender des Bremer Tierschutzvereins.

Niedersachsen hatte ein Haltungs- und Zuchtverbot für drei Rassen auf Grundlage einer Verordnung erlassen. Anders Bremen, das für vier Rassen Maulkorb- und Leinenzwang per Gesetz – statt bloßem Verwaltungsakt also eine demokratische Legitimation – eingeführt hat. Auch in Bremen hatte es zuerst eine heftig umstrittene Polizeiverordnung gegeben, im Jahr 2001 dann das Gesetz. Grund für Innensenator Kuno Böse (CDU), gestern zu triumphieren: Mit seinem Gesetz nehme Bremen eine „bundesweite Vorreiterrolle“ ein.

Tierschützer Wolfgang Apel kann da nur eingeschränkt nicken und betont, die Gefährlichkeit eines Hundes sei „von der Rasse völlig abgetrennt“. Und wenn der niedersächsische Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) nun statt der Verordnung ein Gesetz wolle, sei das „purer Aktionismus“. Apel erneuerte seine Forderung nach einem bundesweiten Heimtierschutzgesetz, das Haltung, Zucht und Import einheitlich regeln solle.

Bei den so genannten Kampfhund-Rassen plädiert er für ein Zuchtverbot. „Diese Tiere haben keine Akzeptanz mehr“. Er verweist auf die 64 Bremer Hunde, die nach und nach erst das Tierheim in der Hemmstraße, dann eine Tierpension in Delmenhorst gefüllt hatten, nachdem im Frühjahr 2000 in Hamburg ein kleiner Junge von zwei Hunden getötet worden war. Es gebe kaum Menschen, die sich einen von diesen Hunden aus dem Tierheim holten, aber wie bei anderen Tieren auch „müssen wir ihre soziale Betreuung gewährleisten“, sagt Apel, „sonst drehen die durch.“ sgi

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