: Bush weiß, wovon er spricht
Der Chef des Weißen Hauses hat 1990 als Aufsichtsrat einer Ölfirma kurz vor Kurssturz seine Firmenaktien verkauft – ohne die Börsenaufsicht rechtzeitig zu informieren
NEW YORK taz ■ Wie ein Unternehmen werde er die Regierung managen, versprach George W. Bush bei seinem Amtsantritt. Dieses Versprechen betont Bush in letzter Zeit etwas seltener angesichts des schlechten Rufs, den Unternehmensmanager in den USA inzwischen genießen. US-Amerikaner halten laut einer aktuellen Umfrage inzwischen sogar Politiker für ehrlicher als Manager.
Im März hatte das Wall Street Journal berichtet, dass die Erfahrungen, die Bush junior als Manager in der Ölindustrie machen konnte, in mehr als einer Hinsicht Gemeinsamkeiten mit denen von anderen Konzernlenkern aufweisen. Auch Bush soll seine Firma zur persönlichen Bereicherung benutzt haben. Am Mittwoch nahm das Weiße Haus endlich Stellung zu den Vorwürfen, Bush sei ja wohl kaum der Richtige, um der derzeitigen Welle von Unternehmensskandalen etwas entgegenzusetzen.
Einst war der damalige Präsidentensohn Bush selbst Vorstandschef einer kleinen, Verlust machenden Ölfirma mit dem Namen Spectrum 7. Diese Firma wurde für immerhin zwei Millionen Dollar vom größeren Konkurrenten Harken Energy aufgekauft. „Sein Name ist George Bush“, begründete der Gründer von Harken damals die Übernahme.
Harken selbst schrieb auch rote Zahlen, konnte diese aber durch einen dubiosen Deal eine Zeit lang verstecken. Harken verkaufte eine Tochterfirma zu erstaunlich hohem Preis und blies durch die Einnahmen aus dem Verkauf seine Gewinne auf. Die Käufer waren aber Harken-Investoren, die das Geld für den Kauf von Harken selbst geliehen bekamen. Der Deal flog auf, die Harken-Aktien verloren drei Viertel ihres Werts. Aber wenige Wochen vorher konnte der damalige Harken-Aufsichtsrat Bush seine Aktien für fast eine Million Dollar verkaufen.
Solche Deals von Unternehmensinsidern müssen sofort der Börsenaufsicht SEC gemeldet werden. Dies aber geschah erst 34 Wochen später. Dass die SEC keine Anklage gegen Bush erhob, hat sicher nichts damit zu tun, dass sein Vater damals Präsident war. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, gab nun erstmals zu, dass Bush die Pflichtmitteilung versäumt hat. Schuld seien Firmenanwälte gewesen. Die SEC hat Fleischer zufolge eine Untersuchung 1991 mit dem Befund abgeschlossen: „Es scheint, dass Bush nicht Insiderhandel betrieben hat.“
Bush hat in letzter Zeit mehrfach an US-Manager appelliert, mehr Verantwortung zu zeigen. Unter anderem sollen sie schneller offen legen, wenn sie Aktien der eigenen Firma abstoßen. Seine Kritiker haben ihm vorgeworfen, er wolle die nötigen Reformen und Kontrollen so zahnlos wie möglich gestalten. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Terry McAuliff, sagte, Bush habe ein Wirtschaftsumfeld geschaffen, in dem er „skrupellosen Vorstandsvorsitzenden grünes Licht gegeben“ habe. LIEB
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