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Sonntags zum Schmökern in die Bib

Die Bremer Stadtbibliothek bereitet die Revolution im eigenen Haus vor: In Zukunft werden sie dann offen haben, wenn andere frei haben – bislang ein Tabu im Öffentlichen Dienst. Außerdem soll es dreimal so viele neue Rechner geben als bisher

Wie schön wäre es, an einem verregneten Sonntag in Ruhe in der Bibliothek zu stöbern, statt nur hektisch wochentags in der Mittagspause ein vorbestelltes Buch rauszuholen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage nach den Wünschen der Bibliotheks-NutzerInnen. Auf dieser Grundlage will die Bibliotheksleiterin Barbara Lison jetzt die Öffnungszeiten für die künftige Zentralbibliothek im Polizeihaus reformieren.

Schön wären in den Augen von realen und potenziellen NutzerInnen auch Öffnungszeiten bis abends 21 Uhr. Und auch einen verlängerten Schmöker-Samstag würden rund 40 Prozent der Befragten begrüßen. Diese Ergebnisse stellte Lison gestern der Öffentlichkeit vor.

Lisons Vorbild sind die Niederlande, wo „es sich keine größere Stadt mehr leistet, die Bibliothek dann geschlossen zu lassen“, wenn die Kunden die meiste Zeit haben. Trotzdem ist das, was Lison mit dem öffentlichen Dienst vor hat, eine Revolution. Denn bislang sind lange Wochenend-Dienste für die Bibliotheksangestellten tabu.

Derzeit hat die Zentralbibliothek am Schüsselkorb noch 37 Stunden in der Woche geöffnet, nach dem Umzug an den Wall sollen es rund 50 Prozent mehr werden: 56 Stunden. Derart ausgeweitete Öffnungszeiten allerdings brauchen auch mehr Personal und kosten entsprechend mehr Geld.

Für die Direktorin ist das nach der Zusammenlegung der Bibliotheken fast nur noch ein Rechenexempel: Wenn Neustadt- und Musikbibliothek ab 2004 geschlossen werden, stehen der Zentralbibliothek 58 zusätzliche Stunden zur Verfügung.

Außerdem nennt die Leiterin Personaleinsparungsfaktoren: Das neue Gebäude am Wall sei viel übersichtlicher und damit „nicht so personalintensiv wie die Räumlichkeiten am Schüsselkorb“, die sich auf fünf Stockwerke verteilen. Eine weitere Idee: die Ausleihe und Rückgabe der Medien soll weitgehend automatisiert werden. „Optimal wäre es, wenn bis zu 85 Prozent der Ausleihe automatisch laufen könnten, ausgenommen vielleicht Großformate“, kalkuliert Lison. Die frei werdenden Kapazitäten will sie in die Fachberatung stecken: „Wir brauchen Leute, die Bescheid wissen.“ Denn 70 Prozent der KundInnen wenden sich an die Auskunft, wenn sie nicht weiter wissen. Auch das ist ein Ergebnis der Umfrage.

Selbst wenn diese Aufgabneumverteilung gelingt, bleibt immer noch eine Hürde: Die BibliotheksmitarbeiterInnen müssen Wochenendarbeit leisten. „Ich will das nicht von oben anordnen, sondern setze auf Überzeugung bei den MitarbeiterInnen“, sagt die Bibliotheks-Chefin. „Am Wochenende sind unsere Kunden sicherlich entspannter und haben mehr Zeit, da steht man nicht so unter Zeitdruck“, wirbt sie.

Aber Barbara Lison will noch mehr: Von jetzt 65 PC-Arbeitsplätzen, die sich auf alle Zweigstellen verteilen, will sie längerfristig auf 200 Plätze ausbauen. Immerhin hat die Bibliothek für Multimedia-Anwendungen rund 102 Millionen Euro aus dem Time-Programm zugesagt bekommen.

Bei der Umfrage kam allerdings auch heraus, dass viele BibliotheksnutzerInnen die Beibehaltung des Dezentralen Konzepts fordern, vor allem den Abzug aus der Neustadt kritisierten die Befragten. Ein Ergebnis, dass Barbara Lison nicht all zu sehr schmecken dürfte. Die Befragung fand zum Teil auf der Straße statt, so dass die Studentinnen auch PassantInnen, die nicht BibliothekskundInnen sind, erreichen konnten.

Ulrike Bendrat

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