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„Sonst gibt es nur Verlierer“

AnwohnerInnen und Geschäftsleute in appellieren an den Senat, kein Drogenzentrum St. Georg zu schaffen. Gesundheitssenator Rehaag reagiert nicht

Alle verweisen auf ihre Erfahrungen. Auf die rund 15 Jahre, in denen sie sich mit Drogenpolitik, mit der Zukunft St. Georgs als Wohngebiet einerseits und Touristenzentrum andererseits befassen. Und auf den Konsens, der sich dadurch in St. Georg herausgebildet hat: „Was den Junkies nutzt“, sagt Michael Joho vom Einwohnerverein, „nutzt auch dem Stadtteil“. Und wenn die Hilfe für Junkies eingeschränkt werde, wie der rechte Senat es mit der Konzentration mehrerer Einrichtungen in einem Gesamtkomplex plant, dann „wird es nur Verlierer geben“. Der Einwohnerverein appellierte deshalb gestern zusammen mit dem Bürgerverein St. Georg, der evangelischen Kirchengemeinde und Drogeneinrichtungen an den Senat, den „Fixstern“ im Schanzenviertel zu belassen und nicht zusammen mit dem Drob Inn hinter dem Hauptbahnhof unterzubringen.

Ihre Erfahrungen würden die BewohnerInnen und Geschäftsleute aus dem Stadtteil auch gern direkt an den Senat weitergeben. Vor drei Monaten habe er Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill-Partei) per Brief nach St. Georg eingeladen, berichtet Helmut Voigtland vom Bürgerverein. Bis heute wartet er vergeblich auf eine Antwort. Offenbar, so Voigtland vorsichtig, „wird die Drogenpolitik in der Stadt nicht maßgeblich vom Gesundheitssenator bestimmt“. Er hofft noch auf Regierungschef Ole von Beust (CDU): „Beim Bürgermeister setze ich eine gewisse Einsichtsfähigkeit voraus.“

Bisher allerdings werden die Ergebnisse eines aufwendigen Mediationsverfahrens von der neuen Regierung ignoriert. „Von dem dort empfohlenen zweiten Druckraum für St. Georg und von den Angeboten für Crack-Konsumenten ist schon lange keine Rede mehr“, so Norbert Dworsky vom „Fixstern“. „Wir diskutieren sowieso schon auf dem untersten Level“.

ELKE SPANNER

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