: Lesebücher, Leitmodelle
Die große Ratgeberliteratur trägt ein B: Brecht, Bibel und die Brüder Grimm
Die Bibel ist der Literaturklassiker schlechthin. Keine Frage. Eine Reihe von Geschichten, für jedermann verständlich und trotzdem philosophisch und natürlich theologisch zu deuten. Eine weitere Zusammenstellung von Erzählungen, die ebenfalls immens häufig gelesen wurde: Grimms Märchen. Neben dem Sammelbandcharakter ist beiden etwas gemeinsam, was nicht auf den ersten Blick ins Auge sticht: enorme Brutalität. Die blutrünstigsten Episoden der Gebrüder Grimm wurden zwar aus den gängigen Veröffentlichungen entfernt. Trotzdem sind unzählige Gewaltdarstellungen zentraler Bestandteil der beiden Bücher. Dass Bertolt Brecht häufig den Tonfall der Bibel nutzte, zum Beispiel in der „Hauspostille“, ist weithin bekannt, und der Hinweis auf seine stilistische Nähe zur Grimm’schen Dichtung wiederum ist schnell im Netz herausgegoogelt: Brechts „Liturgie vom Hauch“ etwa atmet auch Grimm. Insofern stehen alle drei Werke in einer gewissen Beziehung zueinander. Ein weiterer Aspekt, der die Schriften eint, ist ihr Ratgebercharakter. Der Mensch soll durch die Lektüre etwas lernen. Sein Verhalten ändern. In einem Vortrag von Richard Faber am Dienstag im Literaturforum finden dann alle drei zueinander: der aufgeklärte Lehrdichter „Brecht, Grimms Märchen und die Bibel“. CHB
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