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: Neue Stunde Null

Eins vorweg: Sein Geld gewinnbringend anzulegen, ist in dieser Republik nicht strafbar. Nun aber werden die prominenten Anleger der Bankgesellschaftsfonds der Öffentlichkeit – sagen wir einfach mal – vorgestellt. Die meisten darunter haben einfach nur zum richtigen Zeitpunkt zugegriffen. Dennoch gibt es gute Gründe, warum die Gruppe um Grottian sie outet.

Kommentar von JÖRN KABISCH

Zum einen wird nun klar, dass nicht irgendwer zugegriffen hat. Die reputierlichen Stände Berlins und Westdeutschlands sind repräsentativ vertreten. Insgeheim haben das alle immer schon vermutet.

Nicht nur sie, alle Fondszeichner – das ist der andere Grund – sollen angestoßen werden, dass es mehr als anständig ist, auf die Gewinngarantien zu verzichten, die Berlin in die Schuldenfalle treiben. „Eigentum verpflichtet“, heißt es irgendwo im Grundgesetz, und jeder Anteilseigner im Grunewald oder anderswo in Berlin darf nun einen direkten Zusammenhang herstellen zwischen dem Geld auf seinem Konto und dem Papierkorb um die Ecke, den das Bezirksamt abgeschraubt hat.

Was die Initiative will, ist eine neue Stunde Null, ein runder Tisch, an dem sich alle Beteiligten – vom Fondszeichner bis zum Senat – über Konditionen einigen, die dem Zeichner noch Geld, die Stadt aber auch aus dem Schwitzkasten lassen. Eine Vision, die für den Professor, der schon den 1. Mai repolitisieren wollte, nicht typischer sein könnte. Sie braucht öffentlichen Druck und Charisma. Denn wer verzichtet schon gerne auf garantierte Gewinne. Eigentlich ist es eine Utopie. Deshalb verdient sie umso mehr Respekt.