piwik no script img

Mit der Bummelbahn nach Thedinghausen

Zug-Romantik vor der Haustür: Hobby-EisenbahnerInnen lassen Ausflugszüge auf künftiger Straßenbahnstrecke fahren. Aber Achtung: Es pfeift

Ein bisschen Pfeifen muss schon sein. „Bei unbeschrankten Bahnübergängen ist das gesetzlich vorgeschrieben“, sagt Gordon Doyen. Rund zehnmal im Jahr lassen Doyen und sein Verein „Kleinbahn Leeste“ auf der Trasse der Bremer-Thedinghauser Eisenbahn GmbH (BTE) ihren Bummelzug von Kirchhuchting über Stuhr, Brinkum und Weyhe nach Thedinghausen zuckeln – nicht immer zur Freude der AnwohnerInnen, die sich insbesondere über das die Sonntagsruhe störende Pfeifen beschweren. Die Hobby-EisenbahnerInnen setzen auf Deeskalation: Vor zwei Bahnübergängen im Wohngebiet in Stuhr hält die Lok an. „Der Rangierer steigt dann aus, um Fußgänger und Autofahrer mit einem Fähnchen vor dem Zug zu warnen“, schmunzelt Doyen.

180 Ausflügler haben in den drei Waggons aus den 1920-er Jahren Platz, die der Verein in mühevoller Kleinarbeit in einem Schuppen in Leeste renoviert hat. Fahrräder fahren in Güterwaggons kostenlos mit. Für die rund 30 Kilometer lange Strecke braucht der Zug 80 Minuten, eine Diesellok der BTE vorneweg. Doyen und seine VereinskollegInnen spielen ZugbegleiterInnen und RangiererInnen – ehrenamtlich, aber, wie der Eisenbahn-Freak betont, nur nach erfolgreicher Ausbildung: „Wir wurden alle geprüft.“

Die Hobby-EisenbahnerInnen waren es auch, die Ende der 1980-er Jahre mithalfen, die ursprünglich vorgesehene Demontage der Gleise zu verhindern. Auf denen, so träumen NahverkehrsplanerInnen, könnten in einigen Jahren außer den sporadischen Nostalgie-Zügen auch Straßenbahnen im Taktverkehr fahren. Pfeifen werden die aber nicht. sim

Die Kleinbahn zuckelt wieder am 4. August und 1. September. Abfahrt jeweils um 10 Uhr und um 13.30 Uhr in Kirchhuchting und um 12.50 Uhr und 18.10 Uhr in Thedinghausen. Fahrpreis für die ganze Strecke (einfache Fahrt) 8 Euro, Kinder die Hälfte, Familien 18 Euro, Radtransport inklusive. Infos und kostenlose Platzreservierung unter ☎ 21 41 21 oder www.die-kleinbahn.de.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen