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„Knusperbits wie Stacheln“

Was macht den Sommer cool? Teil 3: Eis ist des Deutschen liebstes Dessert. Doch auf die Kühle kommt es an: „Die ideale Temperatur liegt bei –14 bis –12 ° Celsius“, sagt Schöller-Expertin Barbara Groll

Interview THILO KNOTT

Frau Groll, heute schon ein Eis gegessen?

Barbara Groll: Ja, zwei, und zwar Green Tea Ice und Nucki Nuss.

Der Durchschnittsdeutsche isst acht Liter Eis im Jahr. Machen Sie sich nicht Sorgen wegen des Übergewichts der Deutschen?

Nein, jedenfalls nicht in puncto Eisgenuss. Das Jahr hat 365 Tage. Pro Tag sind das also lediglich 0,022 Liter Eis. Werfen Sie einmal einen Blick nach Schweden. Dort liegt der Pro-Kopf-Verbrauch über zwölf Liter im Jahr!

Wie cool muss Eis schmecken?

Das kommt auf den Geschmack des Einzelnen an – es gibt nicht den Verbraucher. Der eine mag es erfrischend fruchtig, also kühler, der andere sahnig cremig, also wärmer.

Wie kühl muss ein Eis sein, damit es am besten schmeckt?

Die ideale Temperatur liegt bei –14 bis –12 ° Celsius. Bei dieser Temperatur entfaltet sich der Geschmack am besten.

Wie kommt man auf einen Namen wie Kaktus?

Mit etwas Fantasie und indem man sich intensiv mit seiner Zielgruppe – hier Kinder – beschäftigt. Bei Kaktus führt die grüne Glasur mit den Knusperbits, die wie kleine Stacheln anmuten, zum Namen.

Rot-grün-vanille: Wie wählt man die Kaktus-Farben aus?

Nicht die Farben stehen im Vordergrund, sondern der Geschmack. Hier ist es Zitronen-, Orangen- und Erdbeerfruchteis. Eine erfrischende Kombination, die bei Kindern sehr gut ankommt. Bunte Farben mögen sie übrigens auch.

Wie funktioniert so ein Geschmackstest?

Es gibt verschiedene Geschmackstests. Zum einen Blindverkostungen, in denen Mitarbeiter Eis bei neutralisierendem Licht verkosten, ohne dass die Farbe einen Hinweis auf die Sorte geben kann. Zum anderen Sensoriktests, in denen sensorisch geschulte Mitarbeiter Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz überprüfen. Und schließlich Geschmackstests in Marktforschungsinstituten, in denen uns Verbraucher sagen, welche Sorten bzw. auch welche Sortenrezepturen ihnen am besten schmecken.

Caretta oder Big Sandwich: Warum halten sich dann die Klassiker?

Weil man damit groß geworden ist und positive Erinnerungen verknüpft. Weil man den Geschmack kennt und gerne auf Bewährtes zurückgreift. Und wichtig: weil es einfach schmeckt!

Der deutsche Eis-Gourmet ist äußerst konservativ: Vanille, Erdbeer, Schokolade – wie beim „Happen“ – sind immer noch die Lieblingssorten. Wie trimmen Sie den Eisliebhaber auf modern?

Wenn Sie von Schöller-Eis reden, dann meinen Sie doch sicherlich Big Sandwich? Es ist richtig, dass Vanille, Schoko und Erdbeere nach wie vor die beliebtesten Geschmacksrichtungen sind. Hier spielt aber auch mit hinein, dass gerade bei Hauspackungen diese Sorten besonders gut laufen, weil sie ideal zum Kombinieren mit anderen Sorten sind. Vor allem zu Vanille passt nahezu alles!

Was Ihre Frage anbelangt, so „trimmen“ wir die Eisliebhaber nicht auf modern. Im Gegenteil, wir hören auf das, was die Verbraucher wollen. Sie sind immer interessiert an neuen Eissorten und durchaus experimentierfreudig. Das sieht man auch alljährlich an dem großen Erfolg von „Unser Eis des Jahres“.

Es gibt die Kartoffeldiät oder die Ananasdiät: Wann kommt die Eisdiät?

Wir wollen niemanden davon abhalten, damit sein Glück zu versuchen, werden aber sicher keine Eisdiät propagieren. Fruchteis hat übrigens nahezu kein Fett.

Schlechtes Wetter bedeutet schlechten Verkauf: Werden Sie bei der Wettervorhersage immer nervös?

Sonne und Temperaturen um die 25 Grad Celsius sorgen natürlich für einen besseren Absatz – vor allem beim Kleineis, also Eis am Stiel, Tüteneis, kleine Becher etc. Aber grundsätzlich wird Eis das ganze Jahr über gegessen, es ist nach wie vor das beliebteste Dessert. Wir werden also nicht nervös, beobachten aber die Wettervorhersagen durchaus mit Interesse.

Fürchten Sie den Winter?

Nein, denn wir haben spezielle Wintereissorten. So läuft Schöller-Mövenpick „Unser Wintereis des Jahres“ in den kalten Monaten und speziell zu den Festtagen sehr gut. Allerdings werden im Winter so genannte „warme“ Geschmacksrichtungen bevorzugt. Das heißt Sorten wie Schokolade, Nuss, Gebrannte Mandel, Birne Helene – eben Geschmacksrichtungen, die im Mund ein wärmeres Empfinden hinterlassen als fruchtige Sorten.

Beißer oder Lutscher?

Wenn Sie mich so direkt fragen, unsere Eissorten eignen sich für jede Verzehrsgewohnheit.

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