: Das Café Moskau lebt
Nach jahrelangem Leerstand und Verfall wird das Café Moskau ab September wieder geöffnet – als Kongress- und Veranstaltungsort. Der alte Mieter hofft auf neues Leben in der Karl-Marx-Allee
von UWE RADA
Nach fast zehn Jahren Leerstand, Verwitterung und drohender Vergessenheit wird das Café Moskau an der Karl-Marx-Allee im Herbst zu neuem Leben erwachen. Mit dieser erfreulichen Nachricht wartete gestern die Treuhand-Liegenschafts-Gesellschaft TLG auf. Auf der Grundlage eines auf fünf Jahre befristeten Mietvertrags sollte das „traditionsreiche“ Moskau, so die TLG, ab Anfang September wiedereröffnet werden.
Die Mieterin, die Firma Beka-Komplex, will nach eigenen Angaben im Café Moskau „Messen, Tagungen, Ausstellungen, Workshops und Informationsveranstaltungen durchführen“ sowie die Räume an Dritte weitervermieten. Auch die Tanzbar im Kellergeschoss soll wiederbelebt werden.
Beka-Geschäftsführer Wolfgang Höcherl ist optimistisch, dass sich die Neueröffnung des 1959/1960 von Joseph Kaiser erbauten, zweistöckigen Restaurantgebäudes auch auf die Nachbarschaft auswirken wird: „Die Wiedererweckung des Moskau wird auch wieder neues Leben in die Karl-Marx-Allee bringen.“
Über die Kosten dieser „Wiedererweckung“ schweigt sich der Geschäftsführer allerdings aus. Bekannt ist nur, dass die Beka das Gebäude sanieren und in Abstimmung mit dem Denkmalschutz teilweise entkernen wird. Dies betrifft vor allem den Rückbau nicht tragender Zwischenwände im Erd- und Obergeschoss, die zu einer Vergrößerung der Nutzfläche auf 2.400 Quadratmeter führt. Als eine der ersten Veranstaltungen findet vom 9. bis 13. Oktober der Kongress „Urban Drift“ statt, auf der über zeitgenössische urbane Themen wie Mobilität, Hybridität und die Stadt als Medium diskutiert wird.
Ganz so Erfolgsgeschichte, wie es die TLG gerne hätte, ist der nunmehrige Mietvertrag mit der Beka allerdings nicht. Höcherl ist nicht erst seit einigen Wochen Mieter des Café Moskau, sondern schon seit der Wende. Schließlich hat der alte gastronomische Leiter des Restaurants seinen noch aus DDR-Zeiten stammenden Mietvertrag in die Firma Beka-Komplex eingebracht. Die wiederum ließ das Gebäude leer stehen. „Außerdem“, so TLG-Sprecherin Sabine Pentrop, „verhinderte der langfristige Mietvertrag immer wieder einen Verkauf der Immobilie.“
Auf der anderen Seite verhinderte die Beka wiederum eine neue Nutzung des Areals. Pläne wie der Umbau zum Club oder zum türkischen Hamam waren deshalb von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Diese Pattsituation von TLG und Beka zum Schaden des Café Moskau konnte erst beendet werden, nachdem sich Eigentümerin und Mieter auf einen neuen Vertrag geeinigt haben. „Der ist nun viel zeitgemäßer und rechnet auch die Sanierungskosten auf den Mietpreis an“, sagt Pentrop. Aus der Sicht von Höcherl hört sich das so an: „Auf der Grundlage des Mietvertrages mit der TLG verfügen wir jetzt mit dem Moskau über das ideale Objekt am idealen Standort.“
Wie es nach dem Mietvertrag zwischen TLG und Beka weitergehen wird, ist allerdings noch offen. „Für uns war es bei der jetzt erzielten Einigung entscheidend, den drohenden Verfall zu stoppen“, sagt TLG-Niederlassungsleiter Peter Hohlbein. Ab 2007 soll das Café Moskau dann einer „neuen, anspruchsvollen Entwicklung zugeführt werden“.
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