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Mission auf politisch vermintem Feld

Der brasilianische Diplomat Sergio Vieira de Mello soll neuer UN-Hochkommissar für Menschenrechte werden

„Der Job selbst ist ein Minenfeld“, sagt Sergio Vieira de Mello gegenüber der Agentur Reuters zu seinem voraussichtlichen neuen Posten als UN-Hochkommissar für Menschenrechte. „Aber mein Leben war eine Folge von Minenfeldern, nicht nur theoretisch, sondern sehr real.“ Der Brasilianer de Mello wurde am Montag in New York von UN-Generalsekretär Kofi Annan für das höchste Menschenrechtsamt der UNO nominiert, das es erst seit 1994 gibt. Die noch für gestern erwartete Zustimmung der Generalversammlung zu Annans Personalvorschlag galt als Formsache. Ursprünglich waren auch die philippinische Expräsidentin Corazon Aquino und die früheren Außenminister Polens und Thailand, Bronislaw Geremek und Surin Pitsuwan, Kandidaten für den Posten gewesen.

Der gut aussehende de Mello, Sohn eines brasilianischen Diplomaten, promovierte in Philosophie in Paris und begann schon 1969 als Student für die Weltorganisation zu arbeiten. Meist wirkte er dort im Bereich des Flüchtlingshochkommissariats. De Mello kennt fast alle Krisenherde der Welt aus eigener Erfahrung und hat sich einen Ruf als Mann für schwierige Fälle erworben. Als UN-Berater erlebte er im Libanon den israelischen Einmarsch, in Kambodscha leitete er ein UN-Entminungsprogramm, er war humanitärer Koordinator für die Region der Großen Seen in Ostafrika und kümmerte sich um Flüchtlinge unter anderem in Mosambik, Bangladesch, Sudan und Peru.

1999 war de Mello kurzzeitig UN-Verwalter für das Kosovo und führte dann die von Indonesien besetzte frühere portugiesische Kolonie Osttimor in die Unabhängigkeit, die sie in diesem Mai formal erlangte. Als UN-Verwalter der südostasiatischen Inselhälfte verfügte der heute 54-Jährige über eine Machtfülle, wie sie noch kein UN-Diplomat hatte. Denn er hatte nicht nur etwa 10.000 Blauhelmsoldaten zur Befriedung des Landes zur Verfügung, sondern war auch eine Art Kolonialherr mit UN-Mandat, der in Osttimor für alles verantwortlich war. Mit diesem Einsatz betrat auch die UNO Neuland. De Mello benötigte dafür nicht nur seinen viel gerühmten Charme, sondern auch Fingerspitzengefühl und politischen Instinkt.

Dies wird er auch als UN-Menschenrechtskommissar brauchen. Seine Vorgängerin Mary Robinson, die irische Expräsidentin, genoss zwar bei Menschenrechtsorganisationen einen ausgezeichneten Ruf, verscherzte es sich aber mit den USA. Washington fühlte sich von Robinson zu Unrecht zum Beispiel wegen der Behandlung gefangener Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer auf dem US-Militärstützpunkt Guantánamo in Kuba kritisiert. Robinson kündigte im März den Rückzug von ihrem Amt in Genf für diesen September an.

„Ich denke, Sergio ist viel besser als Mary Robinson“, sagte denn auch der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Richard Holbroke, in einer ersten Reaktion. „Sie hat den Job zu sehr politisiert.“ De Mello wurde mit Unterstützung der USA nominiert, doch wird er nicht zuletzt aus Gründen der eigenen Glaubwürdigkeit bald auch gegenüber Washington seine Unabhängigkeit und Prinzipientreue zeigen müssen. Dabei scheint der Pragmatiker Washingtons Kritik an Robinson zu teilen, zumindest bezeichnet er eine Politisierung als die größte Gefahr an dem neuen Job.

SVEN HANSEN

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