: vorlauf kinderhort Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Das ist Zen. Es ist Samstag Vormittag, Eltern schlagen die Augen auf. Was? Erst um drei im Bett gewesen und acht Stunden am Stück geschlafen? Was ist mit den Kindern? Müssten die nicht längst ihre Bibi-Blocksberg-Kassetten durch die Wohnung dröhnen lassen und so den täglichen Lärmteppich ausgerollt haben?
Die Kinder sind nicht da. Nicht da! Verschickt, egal wohin – zu Oma und Opa, ins Ferienlager, als Begleitkind für befreundete Einzelkinder in schicke dänische Landhäuser. Hauptsache eine Weile aus dem Weg.
Eltern besinnen sich angesichts der gebotenen Chance darauf, ihrer etwas angejahrten Beziehung neuen Schwung zu verpassen. Der Samstag muss mit einem Ausgeh-Frühstück beginnen, klar. Das Cafe am Ufer ist um die Mittagsschlafzeit von anderer Leute störendem Nachwuchs beräumt. Anschließend geht man in den Gropius-Bau zu „Here is New York“, der Ausstellung zum 11. September. Diese Bilder hätte man den Kindern eh nicht zugemutet. Und weil man gerade am Potsdamer Platz ist, geht man Bagel essen, Kaffee trinken und – vor allem – ungestört Zeitung lesen. Noch mal kurz zu Hause vorbeigeschaut und die Badesachen geholt und für stolze 15 Euro im Liquidrom, dem superschicken Solebad im neuen Tempodrom, abgetaucht. Spätestens hier beweist sich, wie entspannt und selbstvergessen Zeit ohne Kinder sein kann. Sich stumm im körperwarmen Wasser treiben zu lassen ist ihre Sache bekanntlich nicht.
Nach zwei Stunden Schweben gehen die Eltern noch ein Glas Wein trinken und dann nach Hause. Im Flur schieben sie sanft mit dem Fuß ein herumliegendes Kuscheltier beiseite. Der Rest ist Schweigen. Zen.
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