: Im Westen rumrupfen
Das internationale Jugend-Camp in Rissen hilft dem Naturschutzreferat Altona die Schutzgebiete des Bezirks wieder in Schuss zu bringen
von ANNIKA SEPEUR
Auf einer Bank stehen einsame schwarze Gummistiefel. Ein Einkaufswagen dient als Ständer zum Trocknen der Handtücher. Er steht vor dem größten der fünf Zelte, dem Küchenzelt.
Zwischen Beach-Volleyball-Sandgrube und Fußballplatz wird der städtische Sportplatz Iserbarg zum Zeltlager. Hier leben jetzt schon seit zwei Wochen die 17 TeilnehmerInnen aus neun Nationen des Internationalen Jugendcamps. Doch das Camp ist leer: Die Gruppe ist schon in ihrem neuen Einsatzgebiet, dem Naturschutzgebiet Wittenberger Heide.
Die 17- bis 23-Jährigen rupfen und graben fünf Stunden, fünf Tage die Woche im Westen Hamburgs rum. Sie führen Naturschutzmaßnahmen wie im Naturschutzgebiet Schnaakenmoor durch: Hier wurden Birken und Kiefern entfernt, um die selten gewordene Heide- und Moorvegetation zu retten. Dieses „Entkusseln“ ist „arbeitsaufwendig, jedoch Lebensbedingungen verbessernd für die Pflanzen“, erklärt Camp-Organisator Hans Stökl vom Naturschutzreferat Altona. An diesem heißen Morgen in der Wittenberger Heide geht es darum, den konkurrenzstarken japanischen Knöterich und die spät blühende Traubenkirsche zu entfernen. Vom Bezirksamt Altona unterstützt, sind die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) der finanzielle Träger. Ausgestattet vom Naturschutzreferat müssen die TeilnehmerInnen außer einem Beitrag und der Reise keine weiteren Kosten tragen. Schließlich arbeiten sie ja eine 25-Stunden-Woche, so Stökl, der das Camp als eine sinnvolle Vereinigung von Schutzgebietspflege und Jugendarbeit begreift.
Die TeilnehmerInnen organisieren noch bis zum 4. August ihren Alltag selbst. Man hat sich dabei auf Englisch als Campsprache geeinigt. „So verstehen wir uns wenigstens alle“, sagt die 20-jährige Victoria Ladygina aus der Ukraine.
Dass das Feiern die Lust zum Arbeiten derzeit überwiegt, bemerkte Frank Henkis von der Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP), der die Arbeiten anleitet und vor Ort betreut. Aber „ich versuche zu motivieren“, obwohl „die mich hier eigentlich als Pausenclown sehen“, sagt er.
Mit Erfolg: Fabian Dade macht die Naturarbeiten bereits zum dritten Mal gerne. Der 20-jährige Berliner hat dabei nämlich seine Gärtnerausbildung im Hinterkopf. Genau wie Cristina Giner aus Spanien nutzt auch Henry Jaanimägi seinen Aufenthalt, um Deutsch zu lernen. „Ich versuche, mit den Deutschen nur Deutsch zu sprechen und die verbessern dann meine Fehler“, so der Estländer, der später in Deutschland studieren will.
Für die Arbeitsmüh gibt es am Donnerstag einen Händedruck vom Bezirksamtsleiter Dr. Hornauer: Na, da haben sich die Anstrengungen doch gelohnt...
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen