: Galaktisches Baustellen-Vergnügen
Heute wird das Modell der Ariane 4 an der Weser aufgestellt, nächste Woche dürfen Skater in die Tiefgarage – wer den Space Park-Spaß zahlt, ist noch immer unklar. Letzten Gerüchten zufolge schießt die Stadt jetzt auch beim Innenausbau der Läden zu
Am heutigen Freitag wird es auf dem Gelände der Space-Park Baustelle einen großen Presseaufmarsch geben: Im Morgengrauen sollen die Tieflader ankommen. Mittags um eins, wenn die Journalisten zur Pressekonferenz geladen sind, soll das 60 Meter hohe Ariane-4-Monument dann stehen.
Diese Aktion ist derzeit allerdings das einzige, was im Plan ist bei dem Bremer Großprojekt. Nur im Internet ist die Welt noch in Ordnung: Da wird weltweit die „Eröffnung des ersten integrierten Erlebnis- und Shopping-Center in Deutschland im Herbst 2002“ angekündigt und die Köllmann-AG ist eine erfolgreiche Projekt-Planungsgesellschaft, die für sich wirbt unter der Überschrift: „Köllmann AG – die Zusammenführung von Kompetenzen und Visionen“.
Gegenüber der Welt bestätigte Jürg Köllmann, der Vorstandsvorsitzende der Wiesbadener Köllmann AG, allerdings kürzlich, dass sein Unternehmen aus dem Prestigeprojekt vollkommen aussteigen müsse. Es gebe „aktuelle Gespräche mit den Banken über eine Ausweitung der Kreditlinien“ für die hessische Muttergesellschaft.
Die Verhandlungen über das ins Schlingern geratene Unternehmen werden auch vom Köllmann-Minderheitsaktionär, der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, bestätigt. Streng vertrauliche Gespräche gibt es derweil darüber, wer die Anteile von Köllmann am Space Park und vor allem, wer das unternehmerische Risiko für Entertainment und Shopping übernimmt.
Am kommenden Montag hat die SPD-Fraktion das Thema auf der Tagesordnung, da soll es nach gut informierten Kreisen darum gehen, dass die Stadt Bremen neben der zusätzlichen Finanzspritze für die Space-Attraktionen auch mit 35 Millionen Euro den Ausbau der Geschäftszeilen finanziert. In seinem Konzept war Köllmann noch davon ausgegangen, dass die so genannten Mieterausbauten von den Mietern selbst finanziert werden. Dies, so hatte der Unternehmer schon früher klargestellt, werde so nicht stattfinden, zumal die Mietinteressenten nicht gerade Schlange stehen. Der Vermieter müsse die Ausbauten also finanzieren. Und dazu sah sich die Köllmann-AG finanziell nicht in der Lage.
Anderen Gerüchten zufolge hat sich auch die Muttergesellschaft der Dresdner Bank, die Allianz-Versicherung, in die Verhandlungen um ein Auffangmodell Space Park eingeschaltet. Die Privaten, so ein Modell, könnten den Shopping-Anteil übernehmen, das Land Bremen müsse dafür die Finanzierung des Space-Park-Entertainments sicherstellen. Bisher gibt es kein Ergebnis der komplizierten Verhandlungen.
Die Marketing-Aktionen des Space Park Projektes laufen unverdrossen weiter –derzeit gehe man von einem Eröffnungstermin im Frühjahr 2003 aus, sagt Space Park Sprecherin Manuela Ellmers.
Ein wenig Einfluss auf die lokale Wirtschaft hat der Space Park schon jetzt: Die Bremer Maschinenfabrik Huss, ein Karussellbauer, der für seine Osterwiesen-Attraktionen bekannt ist, hat die Trägerrakete Ariane 4 nachgebaut. Das rund 65 Tonnen schwere Modell im Maßstab 1:1 soll heute an der Weser auf der „Ariane-Plaza“ aufgebaut werden – wenn Wind und Wetter das erlauben. K.W.
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