Wo ein Wille...
: Ambulante Hilfe wird geopfert

Kritiker der geschlossenen Heime sollten sich nicht zu früh freuen. Auch wenn die Bedenken der Finanzbehörde gewichtig sind: die geschlossenen Heime haben einen derart hohen Symbolwert für Schwarz-Schill, dass dieses Konzept nicht in den Schubladen verstauben wird.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Erschreckend ist, wie wenig Hemmungen die Sozialsenatorin hat, das bestehende Jugendhilfesystem zu opfern. Mag die Umschichtung von Einzelfallhilfen in offene Angebote noch fachlich diskutierbar sein, wird mit der Finanzierung der geschlossenen Heime aus diesem Etat die ambulante Hilfe zur Erziehung endgültig kaputtgemacht.

Die jetzige Kostendebatte lässt erahnen, welchen Realitäten wir uns bald gegenübersehen werden. Es wird ein System sein, in dem Hamburg froh ist über jeden auswärtigen Jugendlichen, für den das Justiz-Ressort eines anderen Bundeslandes zahlt. Ein System, in dem die ambulante Betreuung wegfällt und die Alternative für Problemkinder immer häufiger geschlossene Unterbringung heißt. Eine Alternative, die vielleicht manchen Familienrichter dazu bewegt, der Einsperrung eines Kindes zuzustimmen, obwohl die rechtlich nur erlaubt ist, wenn ein Kind sich selbst gefährdet und auch wöchentlicher Überprüfung bedarf. Schnieber-Jastram will die Jugendlichen für ein Jahr festsetzen. Das ist für junge Menschen eine unermesslich lange Zeit.