piwik no script img

Neuer Kurs in Israel

Statt umfassender Vergeltungsaktionen will die Regierung in Jerusalem weitere Eskalationen vermeiden. Weiterer Attentatsversuch gescheitert

JERUSALEM taz ■ Bei der Explosion einer Autobombe sind am Montagabend im Norden Israels der Fahrer getötet und mehrere Personen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Vorfall in der arabischen Stadt Um al-Fahem. Israelische Sicherheitsdienste gingen nach Rundfunkangaben von einem „Arbeitsunfall“ aus, bei dem die Bombe vorzeitig explodiert sei. Aufgrund von Terrordrohungen der islamistischen Hamas befinden sich die israelischen Sicherheitskräfte seit Tagen in höchstem Alarmzustand.

In Reaktion auf die jüngsten Terroranschläge, bei denen 14 Menschen getötet wurden, hat Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser erneut eine Ausgangssperre über fünf Städte im Norden des Westjordanlandes verhängt. Außerdem wurde die Stadt Rafah an der Grenze nach Ägypten vom restlichen Gaza-Streifen abgetrennt. Der Verteidigungsminister will ferner die Zerstörung von Häusern fortsetzen, in denen Attentäter wohnten, sowie „weit schärfere Reisebeschränkungen verhängen, als wir sie derzeit sehen“.

Bereits 140 Männer und Frauen, die auf dem Weg zu Selbstmordattentaten waren, seien festgenommen wurden. In der Nacht zum Montag wurde zudem der für den Anschlag auf einen israelischen Bus am Vortag verantwortliche Hamas-Kommandant verhaftet. Die Suche nach den Mördern eines Ehepaares aus der jüdischen Siedlung Eli, das am Montagmorgen erschossen worden war, blieb hingegen zunächst ergebnislos.

Nach Beratungen mit den Sicherheitschefs ist die Regierung offenbar zu der Entscheidung geraten, vorläufig von Vergeltungsaktionen wie Luftangriffen oder umfassenden Invasionen abzusehen, sondern stattdessen langfristige Maßnahmen zur Vereitelung von Terrorangriffen zu verfolgen. Premierminister Ariel „Scharon, Vater der Racheaktionen und der stetigen, sofortigen Reaktion“, so schreibt die Tageszeitung Ha’aretz am Montag, „übernimmt nun die genau entgegengesetzte Methode“: Zurückhaltung trotz der wiederholten Provokationen. Es gelte, die „Terror-Rate auf eine erträgliche“ zu drücken. SUSANNE KNAUL

kommentar SEITE 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen