piwik no script img

Sache mit Nutzen

Korruptionsprozess gegen Kossak und Wünsche: Zeuge bestätigt Bestechung bei Villenbau

Im Landgerichtsprozess um Schmiergeldzahlungen für zwei Luxus-Appartementhäuser an der Außenalster hat ein Zeuge gestern die Anklage bestätigt. Seit Mai sind Hamburgs ehemaliger Oberbaudirektor Egbert Kossak und der Unternehmer Kai Wünsche wegen Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung angeklagt. Wünsche soll Kossak im September 1997 in dessen Büro einen Umschlag mit 200.000 Mark übergeben haben, damit der ihn von Bauvorschriften befreie. Beide bestreiten die Vorwürfe.

Der Zeuge, ein ehemaliger Geschäftsführer der Wünsche-Firma Hamburger Immobilienkontor GmbH & Co (IKH), bestätigte erneut, dass der Bauunternehmer ihm vor dem Treffen den Briefumschlag mit dem Geld gezeigt habe. Wünsche soll dabei gesagt haben, dass Geld sei dazu da, dass „Kossak auch seinen Nutzen von der Sache habe“. Das 15 Millionen Mark teure Grundstück wurde statt mit erlaubten zwei Stockwerken drei Etagen hoch bebaut. Auch vom Verbot der hinteren Bebauung wurde abgesehen. Die Befreiung vom Planungsrecht sei in Hamburg die Regel, erklärte Kossak in seiner Aussage.

Der Oberbaudirektor soll das Geld nach Aussage des Zeugen in seinem Büro erhalten und ohne äußerliche Reaktion in seinen Schreibtisch gelegt haben. Erst ein Jahr nach der angeblichen Tat hatte der Zeuge ein Gedächtnisprotokoll verfasst. Nach seiner Entlassung von der IKH nach Untreue-Vorwürfen habe er erst den Arbeitsprozess abwarten wollen. Die Parteien einigten sich damals auf einen Vergleich.

Die Staatsanwaltschaft wirft Kossak und Wünsche weiterhin vor, dass die Frau des Ex-Oberbaudirektors als Leiterin eines Architekturbüros den Architektur-Wettbewerb für die Bebauung geleitet hat. Dafür kassierte sie 70.000 Mark.

Der Prozess wird nächsten Mittwoch fortgesetzt. LNO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen