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ZUM JAHRESTAG VON „HIROSCHIMA“ IST EIN ATOMKRIEG WIEDER DENKBARVergessen ist gefährlich

Am 6. und am 9. August 1945 warfen die USA Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki. Nur noch wenige Friedensbewegte haben seit dem Ende des Kalten Krieges diesen Jahrestag zum Anlass genommen, um die Forderung nach dem Abbau der Massenvernichtungswaffen zu erneuern. Eine Forderung, deren Erfüllung die fünf offiziell anerkannten Atomwaffenstaaten USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich Ende der 70er-Jahre völkerrechtlich verbindlich zugesagt hatten.

Doch inzwischen ist das Ziel einer atomwaffenfreien Welt weiter entfernt als je zuvor. Die USA nutzen die letzten Jahre nicht zur Abrüstung, sondern zur Entwicklung neuartiger Mini-Atombomben. Statt ursprünglich fünf gibt es mit Israel, Indien und Pakistan inzwischen acht Atommächte. Mindestens fünf weitere Länder sind bestrebt, sich diese Waffen zu beschaffen.

Es scheint, als habe die Menschheit aus den Ereignissen vor 57 Jahren nichts gelernt. Der Krieg wurde in den letzten Jahren als Mittel der Politik rehabilitiert. Irak, Kuwait, Bosnien, Tschetschenien, Kosovo und Afghanistan lauten die wichtigsten Stationen dieser Entwicklung. Inzwischen droht das über ein halbes Jahrhundert Unvorstellbare: der Einsatz von Atomwaffen.

Die USA haben seit den Terroranschlägen vom 11. September mehrfach das Recht reklamiert, Atomwaffen einzusetzen. Gegen unterirdische Bunker in Schurkenstaaten und gegen Länder, die selber nicht über Massenvernichtungsmittel verfügen. Schon die Drohung der USA ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht. In seiner Haltung unterstützt wird Washington von der Regierung in London. Aus Berlin und anderen europäischen Hauptstädten wichtiger Verbündeter der USA und Großbritanniens kam bislang – wenn überhaupt – nur leiser Protest gegen diese Drohpolitik.

Wenn der Bürgermeister von Hiroschima mit seiner klaren Aufforderung an Washington zur Kurskorrektur weiter allein bleibt, dann könnte der erste Atomwaffeneinsatz seit dem 9. August 1945 bereits in wenigen Monaten stattfinden: im Krieg gegen den Irak. Mit heute wohl noch unvorstellbaren Folgen nicht nur für die Nahostregion, sondern auch für Europa. ANDREAS ZUMACH

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