: „Bio ist auf einem guten Weg“
Künast zuversichtlich betreffs Biolandwirtschaft. Fördermillionen für Ökolandbau
BERLIN taz ■ Donnerstagmittag auf dem Biobauernhof „Domäne Dahlem“ in Berlin. Zur Präsentation der Zwischenbilanz des Bundesprogramms zur Förderung des Ökologischen Landbaus hat sich Verbraucherministerin Renate Künast die Räume des agrarhistorischen Museums des Biohofs ausgesucht. An der Wand hängen Schaubilder mit der Überschrift „Der Siegeszug der Kartoffel“, während Künast die Zwischenbilanz ihres Bundesprogramms vorstellt.
Auch der Ökolandbau soll zum Siegeszug antreten. Das zweijährige Bundesprogramm stoße auf „große Resonanz“, so das Fazit der Ministerin. Durch Maßnahmen wie dem Aufbau einer Internetseite und der Förderung von Demonstrationsbetrieben – bundesweit 200 – will das Ministerium die Lücken bei der Förderung des ökologischen Landbaus schließen. Die Maßnahmen, so Künast weiter, beziehen sich auf den gesamten Prozess der Produktion der Bioprodukte „vom Acker bis zum Teller“.
Mit einem Volumen von 35 Millionen Euro sei das Programm, so Künast, ein „wesentlicher Baustein“ der Gesamtförderung des ökologischen Landbaus. Mit der Einführung des einheitlichen Biosiegels, das nach Angaben von Künast inzwischen bundesweit auf über 10.000 Produkten zu finden ist, und der Verschärfung der Kontrolle durch das beschlossene Ökolandbau-Gesetz sei die Förderung und Vermarktung der Bioprodukte bereits entscheidend verbessert worden.
Das Programm basiert auf den Erkenntnissen einer Expertengruppe, die in den vergangenen Monaten die Schwachstellen des Ökolandbaus analysiert hatte (www.verbraucherministerium.de). Zentrales Problem sei die Vermittlung der Vorteile des Ökolandbaus an Junglandwirte, so Hiltrud Nieberg, Mitglied der Expertengruppe und der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft. In manchen Regionen sei die Umstellung für Landwirte immer noch mit großem sozialem Druck verbunden. „Auf Öko umsteigen ist wie Auswandern“, so die Aussage eines im Rahmen der Untersuchung befragten Landwirts.
Die Ökolandwirtschaft, so Künast, bleibe trotz des Nitrofenskandals weiter auf Wachstumskurs. „Der Nitrofenskandal war kein Bioskandal“, so die Ministerin, sondern habe vor allem Probleme der konventionellen Landwirtschaft offenbart.
Einer Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach zufolge haben die jüngsten Lebensmittelskandale Ökoprodukten allerdings massiv geschadet. Nur noch 32 Prozent der Bundesbürger sind bereit, für Bioerzeugnisse mehr auszugeben, heißt es in der gestern veröffentlichten Studie. Anfang 2001 waren es noch 56 Prozent. Aber auch mit diesen 32 Prozent könne die Ökolandwirtschaft noch eine Weile wachsen, so die Ministerin gestern hoffnungsvoll zu diesen Zahlen. Künast bekräftigte erneut ihr Ziel, den Ökolandbau bis 2010 auf eine Gesamtfläche von 20 Prozent zu steigern. Mit einem Zuwachs von 2,8 Prozent auf 3,7 Prozent der Fläche sie die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft auf einem „guten Weg“. SILVAN NIEDERMEIER
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