: Könnt oder wollt ihr nicht schneller?
Walking: der sanfte Ausdauersport für Herz und Kreislauf. Aber warum gehen eigentlich keine Männer mit? Trainingsbeobachtungen zum Hamburger Laufwalk, dem Frauenlauf rund um die Außenalster am 11. August
„Wir woll‘n euch laufen sehn, wir woll‘n euch laufen sehn...?“ Doch auch die Schlachtgesänge grillender St. Pauli-Fans bringen die Walking-Gruppe nicht auf Trab. Denn laufen wollen sie ja gerade nicht: Lächeln statt hecheln ist die Devise. „Haltet euch gerade, geht einen Schritt schneller als sonst und nehmt die Arme mit.“
Das ist schon alles, was Anne, die Trainerin vom Laufwerk, am ersten Abend will. Nach ein paar Stretching-Übungen geht es los, an der Isebek entlang zum Innocentia-Park. Die ersten Kommentare zum Tempo reichen von „Na, so schnell bin ich beim Einkaufen auch“, bis zu „Puh, müsst ihr so rennen?“ Zunächst im Gänsemarsch wird langsam Fahrt aufgenommen. Durch den ungewohnten Armeinsatz hakeln und rempeln wir uns auf dem engen Weg gegenseitig an. Doch bald hat jede Platz und Partnerin gefunden, und schon auf dem ersten Kiesweg knirscht es im Gleichschritt.
Warum gehen eigentlich keine Männer mit, der Kurs ist doch für alle ausgeschrieben? Liegt es daran, dass Walking komisch aussieht? Dass man nach dem Training nicht völlig fertig zusammenbricht? Vielleicht, weil Walking einfach nur gesund ist: Es ist besser für die Gelenke als Jogging. Es stärkt die Muskelpumpe in den Beinvenen und verringert die Bildung von Krampfadern. Es schont und stärkt schwaches Bindegewebe und hat einen relativ hohen Kalorienverbrauch. Kein Wunder, dass 70 Prozent der Walker Frauen sind. Männer werden erst nach dem ersten Bypass von ihren Ärzten in den Park geschickt: Walking ist optimal für die Herz-Kreislauf-Fitness.
Kleine Frustphase, als eine Passantin mit Einkaufstüten vorbeieilt. Aber es ist das erste Training, am Ende des Kurses walken alle bestimmt bequem in einer Stunde um die Alster! Und immer locker bleiben – schließlich soll man sich nebenbei unterhalten können. Ein Kursziel ist es, sich kennen zu lernen und in selbst organisierten Lauftreffs weiter zu walken. Gründe dafür gibts ausreichend: Cornelia bewegt sich als Tanztherapeutin eigentlich genug. Doch sie möchte durch das Walken ihre Kondition stärken. Sigrid hat aufgehört zu rauchen und hofft, durch den Ausdauersport ihr Gewicht halten zu können. Vera und Ute haben lange gar keinen Sport getrieben – jetzt wollen sie zusammen langsam wieder reinkommen.
SchnellgeherInnen sind in den vor lauter Joggern, Skatern und Radlern geschäftig wimmelnden Hamburger Parks immer noch ein ungewohnter Anblick. Sie ernten verständnislose Blicke und Spott. Doch selbstbewusst werden die Kommentare der Griller, Sonnenbader und Auf-dem-Balkon-Raucher von der Trainingsgruppe pariert. In einer Stunde sind wir fünf Kilometer stramm marschiert und sogar etwas aus der Puste. Das Training war so erfolgreich, dass viele zum LaufWalk antreten werden – mal gucken, wie es läuft – äh, geht. Helga Jahnke
LaufWalk am 11. August – 7,5 km Frauenlauf im Uhrzeigersinn um die Außenalster: Start ab 10 Uhr am Parkplatz am Fährdamm, Anmeldung noch bis 9 Uhr möglich, Startgeld: 10 Euro. Veranstalter: Laufwerk Hamburg e.V. (www.laufwerk-hamburg.de), Anmeldung entweder im Laden, Alsterdorfer Straße 69a, oder direkt am Start. Ein Teil des Startgeldes geht an das Migrantinnenprojekt INCI, welches ausländische SchülerInnen bei Hausaufgaben und Bewerbungen unterstützt. Männer sind als Unterstützung willkommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen