piwik no script img

Prügel für Friedensaktivisten

Polizei verhindert gewaltsam die Teilnahme von rund 500 israelischen Demonstranten an einer israelisch-palästinensischen Kundgebung vor der Geburtskirche in Bethlehem. Fünf Menschen bei Schießereien in den Autonomiegebieten getötet

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Mit Wasserwerfern und Schlagstöcken ging die israelische Polizei am Wochenende gewaltsam gegen rund 500 Friedensdemonstranten vor. Die Aktivisten der Gruppe Taajusch, arabisch für Partnerschaft, die an einer israelisch-palästinensischen Kundgebung auf dem Platz vor der Bethlehemer Geburtskirche teilnehmen wollten, wurden schon am Kontrollpunkt an der Stadteinfahrt aufgehalten. Die Region sei militärische Sperrzone, begründeten die Beamten, die „aus Gründen der persönlichen Sicherheit“ keine Israelis durchlassen durften.

„Dass sie uns nicht reinlassen, war zu erwarten“, gab Asmi Bdeir, einer der Gründer der vor zwei Jahren formierten arabisch-jüdischen Aktionsgruppe zu. Dennoch sei die Begründung „purer Unsinn, schließlich sind sie es doch, die unsere Sicherheit gefährden“. Die Härte des polizeilichen Vorgehens überraschte die Aktivisten, als sie aus den Bussen stiegen und mit Spruchbändern, die zu „Frieden und Sicherheit für zwei Völker“ aufriefen, auf den Kontrollpunkt zugingen. Ziel der von vornherein hoffnungslosen Aktion sei gewesen, „auf diese Art wenigstens zu zeigen, dass die Regierung (Ariel) Scharons nicht an einem Dialog interessiert ist“, kommentierte Asmi das Geschehen.

Bereits seit mehreren Wochen plante die Taajusch gemeinsam mit Fatah-Aktivisten im Westjordanland die Kundgebung in Bethlehem. Auf dem Platz vor der Geburtskirche hatten sich, palästinensischen Informationen zufolge, über tausend Menschen versammelt. Viele israelische Friedensaktivisten verfolgten die Ansprachen per Handy.

Im Autonomiegebiet dauerte am Wochenende die Gewalt unverändert an. Bei einem Überfall in der Nacht zum Sonntag wurde eine 31-jährige jüdische Siedlerin in ihrer Wohnung erschossen. Der palästinensische Attentäter hatte sich trotz des rings um die Siedlung errichteten Zauns Zugang zu dem Haus verschaffen können. Bei einem anschließenden Schusswechsel wurde er von Soldaten getötet.

Im Norden des Gaza-Streifens wurden zwei Palästinenser getötet, nachdem sie eine jüdische Siedlung unter Beschuss genommen und einen Israeli leicht verletzt hatten. Am Vortag war ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Nablus versehentlich erschossen worden. Der Mann hatte eine Sondergenehmigung, trotz Ausgangssperre sein Haus verlassen zu dürfen. Die Regierung in Jerusalem bedauerte den Vorfall.

Die Gewalt überschattete das Treffen zwischen dem neuen palästinensischen Innenminister Abdel Rasak Jehije und CIA-Chef George Tenet am Samstag in Washington. Inhalt des Gesprächs war auch die Reform der palästinensischen Sicherheitsdienste. Die USA fordern unter anderem eine Reduzierung der bislang 17 Dienste auf vier.

Jehije, der seit seiner Ernennung im vergangenen Juni zum ersten Mal direkt mit den Amerikanern verhandelte, beklagte, dass die palästinensischen Sicherheitsdienste infolge der israelischen Militäraktionen im Autonomiegebiet nicht normal arbeiten könnten. Es bestehe ein „Chaos“, meinte der Innenminister.

Auch die für Januar kommenden Jahres geplanten palästinensischen Wahlen seien bei dem Treffen kurz angesprochen worden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen