: Zauberlehrlinge auf dem Deich
GAL gegen unkontrollierte Planungsdynamik im Alten Land. Umweltsprecher Maaß: Jeden weiteren Schritt neu abwägen. Weitere Pistenverlängerung unnötig. Schnellstens Alternative für Ausgleich in Haseldorfer Marsch suchen
von GERNOT KNÖDLER
Der Neuenfelder Hauptdeich ist ein guter, wenn auch windiger Ort, um den Fortschritt bei der Erweiterung des Airbus-Werks Finkenwerder zu beobachten. Aus dem Mühlenberger Loch erhebt sich ein klar strukturierter Deich. Das neu gewonnene Land trägt bereits fünfstöckige Betonbauten. Eine abgeschabte Grasnarbe und Pflöcke zu beiden Seiten der Werkspiste vermitteln dem Betrachter eine Vorstellung davon, wie breit die Start- und Landebahn für den Riesen-Airbus A380 werden soll.
Geht es nach dem Willen des Senats, wird der Deich, von dem die GAL-Abgeordneten Krista Sager und Christian Maaß gestern einen Blick in die bedrohte Zukunft des Alten Landes warfen, nicht mehr lange stehen: Airbus wünscht eine zusätzliche Pistenverlängerung, für die der Deich durchstochen werden müsste. Der Senat ist willens, diesem Ansinnen Rechnung zu tragen und versucht gesetzliche Voraussetzungen zu schaffen, mit denen er sogar eine mögliche dritte Pistenverlängerung problemlos über die Bühne bringen würde. Die GAL versucht sich jetzt einer Dynamik entgegenzustellen, die sie selbst mit erzeugt hat.
„Die Zustimmung zu der Werkserweiterung war für uns kein einfacher Schritt“, sagt Maaß. Der heutige umweltpolitische Sprecher der Fraktion saß damals noch nicht in der Bürgerschaft. Aus dem Erbe der Regierungsbeteiligung leitet er die Verantwortung ab, „keine schleichende Zerstörung des Alten Landes“ zuzulassen.
Maaß hält es zum Beispiel für fraglich, dass die zusätzliche Pistenverlängerung notwendig ist. Die wenigen Frachtversionen des A380 könnten auch von Toulouse oder Fuhlsbüttel ausgeliefert werden. Das Gleiche gilt Sager zufolge für Maschinen, die voll betankt ausgeliefert werden müssen und deshalb eine besonders lange Startbahn brauchen.
Die von der Bürgerschaft verabschiedete lex airbus, die alle Projekte im Zusammenhang mit dem Luftfahrtindustriestandort Hamburg per se für gemeinnützig erklärt, lehnt die GAL ab. Ihr sei stets wichtig gewesen, dass jede Erweiterung neu abgewogen werde. „Da darf die Stadt das Heft nicht aus der Hand geben“, sagt Maaß.
Der Senat trage auch die Verantwortung dafür, dass der Eingriff ins Mühlenberger Loch ausgeglichen werde. Geflissentlich ignoriere er, dass der geplante Ausgleich in der Haseldorfer Marsch voraussichtlich auf Dauer gestoppt worden sei. Die GAL drängt darauf, dass schleunigst nach Alternativen gesucht wird.
Manfred Braasch vom BUND verlangt von der GAL, sie müsse sich für ein Ende der Arbeiten im Mühlenberger Loch einsetzen, falls das Verwaltungsgericht in erster Instanz einen Baustopp verhänge. Sager lehnt das aber mit dem Hinweis auf eine zu erwartende Eilentscheidung des Oberverwaltungsgerichts ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen