: Nach uns die Sintflut
Mindestens 58 Tote am Schwarzen Meer. Katastrophenalarm in Süddeutschland und Österreich. Flutwelle an den großen Flüssen befürchtet. Hitze in Türkei. Vorboten des Klimawandels?
BERLIN taz ■ Katastrophenalarm in Bayern, Seuchengefahr am Schwarzen Meer, Schifffahrt auf der Donau eingestellt – die wochenlangen Unwetter haben dramatische Folgen. Die Zahl der Hochwasser-Toten an der russischen Schwarzmeer-Küste steigt täglich. Gestern sprachen die Behörden von mindestens 58 Toten und Dutzenden Vermissten. Aufgrund der hohen Temperaturen in der Region fürchten Ärzte eine Epidemie in den von Schmutzwasser überfluteten Gebieten um Noworossisk. Auch in Rumänien und Tschechien kam es zu Todesfällen. In den vergangenen Tagen kamen in Europa und Asien bei Stürmen und Hochwasser über 140 Menschen ums Leben.
In den Hochwassergebieten Nieder- und Oberösterreichs brachte eine Regenpause Entspannung. Zugleich wurden Salzburg und Teile der Umgegend Wiens zur neuen Krisenregion, alle Brücken über die Salzach sind gesperrt. In Bayern wurde am Montag in mindestens sieben Regionen Katastrophenalarm ausgelöst, am schlimmsten betroffen waren die Landkreise Passau und Traunstein. In Passau befürchten die Behörden sogar, dass der Flut-Rekordstand von 1954 übertroffen wird.
Betroffen waren auch Ost- und Norddeutschland. In Leipzig wurden weite Teile des nördlichen Stadtgebiets überflutet. Aber auch Dresden und einige Erzgebirgstäler litten unter Hochwasser. Meteorologen warnten vor weiteren starken Regenfällen, die im Osten teilweise bis Dienstag anhalten könnten. Ein Sprecher warnte angesichts der Wassermassen vor verheerenden Folgen entlang der großen Flüsse Donau, Elbe und Oder.
Die deutschen Landwirte fürchten angesichts des dauerhaft feuchten Wetters um ihre Getreideernten. Der Staat hat schon Hilfen zugesagt, um drohende Pleiten möglichst zu vermeiden. Die Schifffahrt auf der österreichischen Donau wurde eingestellt.
Im Westen der Türkei und auf den griechischen Inseln stöhnen die Menschen hingegen unter einer Hitzewelle. Mit bis zu 43 Grad Celsius sind die höchsten Temperaturen seit über sechzig Jahren gemessen worden. Die Wetterkapriolen passen in das Bild eines sich anbahnenden Klimawandels. So machte gestern Bundesumweltminister Jürgen Trittin auch die jahrzehntelange Erwärmung der Erdatmosphäre durch Treibhausgase für die derzeitigen Unwetter verantwortlich. Die „wirkliche Umkehr zum Klimaschutz“ werde zwar nicht sofort für weniger Unwetter sorgen. Langfristig allerdings werde der eingeschlagene Weg zur Verringerung von Kohlendioxid in der Atmosphäre Erfolge zeigen, erklärte Trittin am Montag in Berlin.
Klimaforscher und Versicherungen registrieren seit den 50er-Jahren eine vierfach erhöhte Häufigkeit von „extremen Wetterereignissen“.
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brennpunkt SEITE 3
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