: Aufatmen in Prag und Wien
Hochwasser in Prag geht zurück. Welle der Solidarität für Flutopfer in Österreich
PRAG/BRATISLAVA/WIEN taz/dpa/afp/rtr ■ In der tschechischen Hauptstadt Prag ist das Hochwasser gestern Morgen um mehr als 2 Meter zurückgegangen. In der Moldaumetropole wurden die zurückgehenden Fluten mit Erleichterung aufgenommen. Mehr als 200.000 Bewohner hatten ihre Häuser verlassen müssen. Entgegen den Befürchtungen war die rechts von der Moldau gelegene historische Altstadt von den Fluten verschont geblieben. In dem im Mittelalter erbauten Stadtviertel Malá Strana stand das Wasser hingegen noch mehr als einen Meter hoch. Mit dem Fund der Leiche eines 44-Jährigen stieg die Zahl der Hochwassertoten in Tschechien auf 13.
Das Hochwasser der Donau hat gestern auch die slowakische Hauptstadt Bratislava erreicht. Die Wassermassen haben allerdings keine größeren Probleme bereitet, obwohl der Pegel mit 9,86 den höchsten Stand seit 1954 erreichte. Feuerwehren, Polizeieinheiten und Soldaten bemühten sich, die Hochwasserbarrieren dicht zu halten.
Österreich ist nach der Jahrhundertflut von einer Welle der Solidarität mit den Hochwasseropfern erfasst worden. Privatleute spendeten allein nach einem Aufruf des Radiosenders Ö 3 über 7 Millionen Euro, hieß es gestern in Wien.
Der Hochwasserhilfe werden auch alle anderen Pläne der österreichischen Bundesregierung untergeordnet. Die für nächstes Jahr vor den Wahlen geplante Steuererleichterung müsse bis 2004 warten, erklärte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Auch die Anschaffung der umstrittenen Abfangjäger werde um ein Jahr verschoben. Außerdem müsse das Bundesheer mit 18 statt der gewünschten 24 Jets auskommen. Von vielen begrüßt, dürfte diese Entscheidung eine Klage des schwedischen Flugzeugherstellers Saab nach sich ziehen, der die rückwirkende Veränderung der Ausschreibungskriterien anfechten will.
Schon am Mittwoch hatte die österreichische Regierung ein Soforthilfepaket von 650 Millionen Euro für die Flutschäden in Aussicht gestellt. Insgesamt wird der Hochwasserschaden in Österreich auf 5 bis 6 Milliarden Euro geschätzt. rld
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