: die ruhe trügt – neonazis machen zum „rudolf-heß-gedenktag“ die fränkische kleinstadt wunsiedel unsicher
Bei einer Neonazi-Kundgebung zum 15. Todestag von Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß und einer Gegendemonstration sind im oberfränkischen Wunsiedel am Samstag 34 Menschen festgenommen worden. Zu Ausschreitungen zwischen den 2.500 Rechtsextremisten und 500 Gegendemonstranten kam es jedoch nicht, sagte ein Polizeisprecher. Der Kriegsverbrecher Heß ist in Wunsiedel begraben. Von den 34 Festgenommenen waren 25 Rechtsradikale, die wegen Tragens von Nazi-Symbolen oder Waffen in Gewahrsam genommen wurden, teilte die Polizei mit. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von rund tausend Beamten im Einsatz. Die Strategien „Null Toleranz gegen Gewalt“ und „Deeskalation durch Stärke“ hätten sich bewährt, sagte der Sprecher. Man habe die Situation zudem bereits
durch Kontrollen vor der Stadt entschärfen können. Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte am Freitag ein Verbot der beiden Veranstaltungen durch das Landratsamt aufgehoben. Wunsiedels Bürgermeister Karl Willi Beck äußerte Unverständnis über die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) nutzte die Gelegenheit und forderte in München, das Versammlungsrecht zu verschärfen, um rechtsextreme Aufmärsche künftig verhindern zu können. Im vergangenen Jahr (siehe Foto links) hatten in Wunsiedel rund 800 Rechtsextremisten und 150 Linke protestiert. Heß gilt in der rechten Szene als Märtyrer. Er hatte sich im Alter von 93 Jahren im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau das Leben genommen. (TAZ/AP/REUTERS)
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