: augustine thullah
Augustine Thullah kommt aus Sierra Leone. Er arbeitet seit 18 Jahren als Kfz-Mechaniker in einer Kreuzberger Werkstatt:
„Auf der Autobahn geraten viele Deutsche in einen Geschwindigkeitsrausch, der durchaus Ähnlichkeiten mit Trancezuständen hat.“
„Viele Deutsche können am Klang des Autos die Marke erkennen, manchmal sogar das Baujahr und noch mehr. Das erinnert mich an das Spezialwissen von Menschen aus meiner Heimat, die beispielsweise unzählige Vogelstimmen unterscheiden können.“
„Wenn neue Kunden zu uns kommen und mich sehen, fragen sie fast immer: ‚Wo ist denn hier der Chef?‘ – weil sie sich eine deutsche Autowerkstatt mit einem schwarzen Chef einfach nicht vorstellen können. Ich schicke solche Typen immer erst mal rüber ins Büro, aber dort schickt mein Kollege sie gleich wieder zu mir: Wir haben nämlich keinen Chef, unsere Werkstatt in Kreuzberg ist das größte Kollektiv in ganz Deutschland.“
„Ich habe hierzulande viele Menschen kennen gelernt, die in eine extreme Abhängigkeit von ihrem Auto geraten sind. Sie können ohne ihr Auto gar nicht mehr leben, sie lieben es mehr als die Kinder oder die Ehefrau. Ich nenne solche Leute ‚autokrank‘. Autokranke kann man samstags in Waschcentern gut beobachten, wie sie stundenlang die Felgen ihrer Autos polieren. In meiner Heimat wäre es undenkbar, dass beispielsweise der Besitzer eines BMW selber sein Auto wäscht – aber hier macht genau das vielen Leuten Spaß! Deswegen organisieren sich manche Deutsche auch in Fanclubs. Sie suchen nach Menschen, die das gleiche Auto fahren. Dann treffen sie sich auf Parkplätzen und werden Freunde.“ FOTO: ANKE ILLING
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