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„Wir sind auf einem guten Weg“

Die deutschen Basketballer verlieren ihren vorletzten WM-Test gegen Griechenland zwar mit 87:94, Dirk Nowitzki ist für die Titelkämpfe in Indianapolis dennoch guter Dinge. Selbst eine Medaille hält der einzige deutsche Spieler in der NBA für möglich

Interview VOLKER OHM

taz: Herr Nowitzki, bei der nächsten Donnerstag in Indianapolis beginnenden Basketball-WM trifft die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde auf China, die USA sowie Algerien. Welchen dieser Gegner können oder müssen Sie und Ihre Kameraden schlagen?

Dirk Nowitzki: Am besten schon China gleich im Auftaktspiel. Danach treffen wir nämlich auf die Amis, den Favoriten dieser WM schlechthin. Algerien wiederum kenne ich kaum. Das ist aber auch egal: Wenn wir bei der WM was reißen wollen, sollten wir schon als Gruppenzweiter in die Zwischenrunde gehen.

Das Schlüsselspiel ist, Sie haben es angedeutet, die Partie gegen China. Wie schätzen Sie die Mannschaft ein, in der ja auch Ihr Teamkollege Zhizhi Wang von den Dallas Mavericks spielt?

Ich weiß gar nicht, ob Zhizhi Wang dabei ist, weil er fast die gesamte Vorbereitung nicht mitgemacht hat. In jedem Fall haben die diesen 2,30-Meter-Mann, Yao Ming, der bei der NBA-Draft als erster Spieler gewählt wurde. Aber egal: Wir müssen das Auftaktspiel einfach gewinnen, damit wir für das Turnier gleich den richtigen Rhythmus finden – das ist unglaublich wichtig.

Wer gehört für Sie zu den Favoriten auf das Halbfinale und somit für die Medaillen?

Die Türkei hat gute Chancen, die Spanier spielen einen starken Ball, und auch wir haben eine Chance. Zudem sind die Südamerikaner, Argentinien und Brasilien stark. Auch Kanada darf man nicht außer Acht lassen, obwohl mein Kumpel Steve Nash von den Mavericks wohl nicht spielen wird.

  Man sieht also, dass hinter den beiden hohen Favoriten, den USA und Jugoslawien, viele Teams eine Chance haben, ganz oben mitzuspielen.

Wie sehr hat das versicherungstechnische Hin und Her um Ihre Spielerlaubnis die Vorbereitung der deutschen Mannschaft beeinträchtigt?

Das Thema war rechtzeitig vom Tisch. Wir haben in den letzten Tagen gut trainiert und beim Supercup in Braunschweig sogar gegen Weltmeister Jugoslawien nur knapp verloren. In jedem Fall aber haben wir guten Basketball gezeigt. Wir sind auf einem guten Weg.

In die NBA schwappte in den vergangenen Jahren eine wahre Flut von europäischen Spieler, aber es gibt aktuell nur einen Deutschen, nämlich Sie. Hat denn der ein oder andere Spieler aus der aktuellen Nationalmannschaft das Zeug zum Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt?

Ich denke, Ademola Okulaja hat eine gute Chance, wenn er sich noch etwas verbessert. Patrick Femerling hat sicherlich auch die Anlagen, und ich glaube, er wird eine Chance erhalten. Von den jüngeren Spielern hat sicherlich Misan Nikagbatse die Möglichkeiten, bei entsprechender Entwicklung in die NBA zu kommen.

Was sind die Gründe dafür, dass immer mehr Europäer den Sprung in die NBA schaffen?

Der europäische Basketball ist einfach besser geworden, die Talente werden besser gefördert. Bei der Europameisterschaft 2001 in der Türkei hat sich gezeigt, dass es keine schwachen Mannschaften mehr gibt, alle Spiele waren sehr eng, das hat richtig Spaß gemacht. Europa hat zuletzt sicherlich ein, zwei Schritte nach vorn gemacht.

Was ist für Sie nach wie vor das Besondere am Basketball, welche Situationen machen Ihnen am meisten Spaß?

Es ist nicht nur eine Sache, einfach alles fasziniert mich. Egal, ob es ein Ballgewinn hinten ist, ob ich einen Rebound abgreifen kann oder vorne einen reinhämmern. Außerdem gibt es immer neue Sachen zu lernen. Basketball ist einfach der ultimative Sport für mich.

Sie haben sich Ihre Träume, NBA-Profi und All-Star zu werden sowie gegen Michael Jordan zu spielen, bereits im Alter von 23 Jahren erfüllt. Was bleibt da an Zielen?

Natürlich will ich einmal NBA-Champion werden. Das ist die Motivation aller, die dort spielen: einmal diese Trophäe in den Händen zu halten. In Dallas sind wir nicht mehr allzu weit davon entfernt. Wir haben den richtigen Eigentümer, die richtigen Trainer und eine neue Halle. Wir sind nah an den Los Angeles Lakers und den Sacramento Kings dran. Ich hoffe jedenfalls, dass wir in den nächsten Jahren mal die Meisterschaft holen.

Gerade in der starken Western Conference haben Sie aber immer wenigstens jene Lakers und Kings vor der Nase. Was fehlt den Mavericks noch, um diese Teams in den Play Offs ausschalten zu können?

Nicht mehr viel. In der vergangenen Saison haben wir in der Serie gegen Sacramento das vierte Spiel in der Verlängerung verloren, obwohl wir genügend Siegchancen hatten. Hätten wir da zum 2:2 ausgeglichen, wäre die ganze Serie möglicherweise anders ausgegangen. Ich hoffe aber, dass wir aus der Niederlage gelernt haben, sodass wir in den kommenden Jahren den Sprung in das West-Finale und vielleicht auch ins NBA-Finale schaffen.

Die NBA ist unter anderem auch dafür bekannt, dass sehr viele Spieler sich in Form von Stiftungen oder anderen Aktionen für Menschen einsetzen, denen es nicht so gut geht. Haben Sie in dieser Richtung auch schon Pläne?

So etwas ist sehr wichtig: das zurückzugeben, was man früher selbst erhalten hat. Deshalb habe ich schon vor Monaten eine Stiftung gegründet, die aber noch nicht rechtskräftig ist, weil noch ein paar Unterlagen fehlen. Ich will Jugendliche, übrigens auch in Deutschland, unterstützen, die nicht so eine Jugend hatten wie ich.

Herr Nowitzki, wenn Sie in der Situation wären, sich eine Startaufstellung auszusuchen, in der Sie selbst auch stehen: Welche vier aktuellen NBA-Spieler würden Sie sich dazu wünschen?

Als Aufbauspieler Jason Kidd von den New Jersey Nets, Tracy McGrady von den Orlando Magic, Tim Duncan von den San Antonio Spurs und als Center Shaquille O’Neal von den Los Angeles Lakers.

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