: Bahn-Bilanz geflutet
Weniger Verlust als erwartet. Verband Pro Bahn fürchtet um Wiederaufbau gefluteter Regionalstrecken
BERLIN dpa/taz ■ Die Deutsche Bahn hat die Konjunkturflaute in ihrer Bilanz für das erste Halbjahr 2002 zu spüren bekommen. Im Personenschienenverkehr sei die Verkehrsleistung um 4,4 Prozent auf 34,3 Millionen Personenkilometer gesunken. Der Güterverkehr ging um 1,4 Prozent zurück, so gestern die Bahn AG. Der Konzernumsatz sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent auf 7,69 Milliarden Euro gestiegen. Das Plus sei vor allem auf die positive Entwicklung im Personennahverkehr und bei Bahnhöfen zurückzuführen.
Die Brutto-Investitionen fielen mit 3,95 Milliarden Euro deutlich höher (plus 37,3 Prozent) aus als im Vorjahreszeitraum, so Bahnchef Hartmut Mehdorn. Die Zahl der Beschäftigten sei seit Ende 2001 um rund 2.400 auf rund 212.000 gesunken. Innerhalb eines Jahres wurden knapp 7.400 Stellen abgebaut.
Auf Grund der hohen Investitionen schreibt die Bahn wie erwartet tiefrote Zahlen. In den ersten sechs Monaten betrug das Betriebsergebnis nach Zahlung der Zinsen minus 235 Millionen Euro gegenüber einem Vorjahresplus von 66 Millionen Euro. Mehdorn sieht aber auch im Verlust etwas Gutes: Das seien immerhin 160 Millionen weniger Miese als geplant.
Die Deutsche Bahn ist auch stark von der Flut betroffen und rechnet mit einer Schadenssumme „im hohen dreistelligen Millionenbereich“. Auf mehreren hundert Kilometern wurden Gleise zerstört, viele Bahnhöfe stehen noch unter Wasser. Alle Strecken über Dresden blieben gesperrt, ebenso wie viele Regionalstrecken in Ostdeutschland.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat der Deutschen Bahn vorgeworfen, das Hochwasser möglicherweise für die Stilllegung von Strecken nutzen zu wollen. Das Unternehmen erwäge, nicht alle Zuglinien in den betroffenen Regionen im Erzgebirge und im Muldetal wieder aufbauen zu wollen, erklärte der Fahrgastverband am Mittwoch unter Berufung auf Bahnkreise. Die Deutsche Bahn sprach von „Prioritäten“ beim Wiederaufbau der Strecke. Die Stilllegungs-Gerüchte dementierte sie aber nicht ausdrücklich. Pro Bahn forderte von Bahn und Politik ein klares Bekenntnis zum schnellen Wiederaufbau aller von der Flut beschädigten Strecken. Andernfalls solle die Bahn den Weg für eine Übernahme der Regionalstrecken durch andere Betreiber freimachen. REM
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