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Geld und Armut

Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio vor zehn Jahren versprachen die Industrieländer, die Schulden der Entwicklungsländer zu verringern und ihnen mehr Geld für Aufbau und Unterstützung ihrer Wirtschaft zu geben. Beide Versprechen hat der Norden nicht gehalten. Von 1992 bis 2000 stieg die Schuldenlast des Südens nach Angaben der UNO um 34 Prozent auf 2,5 Billionen Dollar. Gleichzeitig sank die staatliche Entwicklungshilfe von 58 Milliarden auf 53 Milliarden Dollar.

Viele arme Staaten bekamen in den letzten Jahren 25 Prozent weniger an Entwicklungshilfe. Sieben afrikanische Länder mussten gar fünfzig Prozent Reduktion verkraften. Im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung stiegen zwar die ausländischen Direktinvestitionen von privaten Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländer von 30 Milliarden Dollar auf 120 Milliarden Dollar. Doch achtzig Prozent dieses Geldes landeten in nur zehn wirtschaftlich aufstrebenden Staaten. An Afrika gingen die Kapitalströme größtenteils vorbei.

Der Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttoinlandsprodukt (BiP) der Industrieländer fiel seit Rio von 0,35 Prozent auf 0,22 Prozent. Nur Schweden, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen erreichen das seit Jahrzehnten propagierte Ziel, 0,7 Prozent des BIP als Entwicklungshilfe zu zahlen.

Bei der Entwicklungsfinanzierung gibt es vor der Konferenz in Johannesburg eine Trendwende: Die EU-Staaten beschlossen im April, bis 2006 ihren Anteil von 0,33 auf 0,39 Prozent des BIP zu erhöhen. Die USA, seit Jahren säumiger Schuldner bei der UNO, versprachen, zusätzlich fünf Milliarden Dollar über drei Jahre an ausgewählte Entwicklungsländer zu zahlen. Die „Globale Umweltfazilität“ (GEF), mit der internationale Umweltprojekte finanziert werden, wurde nach langen Verhandlungen auf 2,9 Milliarden Dollar für die nächsten vier Jahre aufgestockt.

Ob diese Zugeständnisse die Staaten des Südens zum Einlenken bringen? Sie fordern neben besserer finanzieller und technischer Hilfe aus dem Norden auch andere Strukturen im Welthandel. So subventionieren die EU und die USA ihre Agrarproduktion und den Export dieser Überschüsse in den Süden. Gleichzeitig schotten aber die Propheten des freien Welthandels ihre Länder gegen Importe aus dem Süden ab. Nach einer Studie der britischen Entwicklungsorganisation Oxfam würden die Entwicklungsländer bei Aufhebung der Handelshemmnisse im Norden 350 Milliarden Dollar einnehmen – also siebenmal so viel, wie derzeit an Entwicklungshilfe fließt.

1,2 Milliarden Menschen leben nach Angaben der Weltbank von weniger als einem Dollar am Tag. Insgesamt 2,8 Milliarden Menschen müssen mit zwei Dollar auskommen. In Schwarzafrika ist das durchschnittliche Einkommen niedriger als vor dreißig Jahren. Der reichste Mann der Welt, Bill Gates, hat ein privates Vermögen (60 Milliarden Dollar), das den Staatshaushalten von Sambia, Bangladesch, Haiti und Nepal (mit insgesamt 180 Millionen Menschen) entspricht. BERNHARD PÖTTER

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