: Hamburg atmet auf: Noch mal davongekommen
Die Jahrhundertflut dürfte die andere Hansestadt nicht in Bredouille bringen. Indessen werden in Niedersachsen und Meck-Pomm noch kräftig Sandsäcke geschleppt
Die Hamburger können aufatmen. Zum Glück sind sie der Sintflut noch mal von der Schippe gesprungen. So langsam hat die Elbe offenbar ihre Kraft eingebüßt. Schon bevor die Flut gestern Abend die Hansestadt erreichte, gaben die Behörden “weitest gehend Entwarnung“, wie Innen-Staatsrat Walter Wellinghausen (SPD) mehr als erfreut verkündete.
Hamburg bekommt von dem, was im Süden als Jahrhundert-Hochwasser begann, nicht mehr richtig viel mit. Die Spezialgeräte, die die Feuerwehr aus der Bremer Neustadt gestern nach Hamburg-Bergedorf brachte, dürften kaum benötigt werden.
Bei den Elbe-Anrainern weiter südlich sieht das anders aus. Gestern waren wieder Hunderte von HelferInnen im Einsatz, um das Durchsuppen der Deiche bei Amt Neuhaus an der niedersächsisch-mecklenburgischen Grenze zu verhindern.
Die Straßensperrungen auf den Hauptdeichen in den Vier- und Marschlanden wurden durch die Innenbehörde gestern bereits wieder aufgehoben. Auch die Ferienhaussiedlung Overwerder, die am Donnerstag vorsorglich evakuiert wurde, ist mittlerweile wieder freigegeben. Wellinghausen machte allerdings klar, dass „jegliche Nutzung der Elbe, zu welchem Zweck auch immer“ weiterhin zu vermeiden sei. Das Risiko, ansonsten mit schadstoffbelastetem Elbwasser in Kontakt zu kommen, sei zu groß.
Dies gelte auch auf weiteres für Schlamm und Pfützen, nachdem das Wasser wieder abgelaufen sei. Der Verein „Rettet die Elbe“ hat gestern noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass auch ohne Flut Gefahr drohe: Durch den Ausfall kommunaler Klärwerke flössen ungereinigte Abwässer die Elbe hinunter.
Bereits jetzt liege der Sauerstoffgehalt des Flusses an der Untergrenze des Erträglichen für Fische. In Geesthacht und Lauenburg wurde gestern ebenfalls aufgeatmet. Der Fluss zeigte sich gnädig, die befürchtete Katastrophe fand nicht statt. Der Pegel bei Lauenburg blieb so gut wie konstant, er stieg gerade einmal um drei Zentimeter. Ein Deich im Osten der Stadt, der ein nahe liegendes Gewerbegebiet schützt, galt zwar auch am Freitag nach wie vor als möglicher Schwachpunkt, doch bislang hat der Deich dicht gehalten.
1.500 HelferInnen sind vor Ort, um den Erdwall zu sichern. Das wird auch in Amt Neuhaus ein paar Kilometer stromaufwärts versucht. Hier hieß es gestern früh zunächst, mehrere der alten DDR-Deiche hätten unter dem Druck des Wassers nachgegeben. Doch dies erwies sich als vorzeitige Negativmeldung. Der Bruch des Deiches konnte verhindert werden.
Trotzdem haben die Behörden am Freitagnachmittag damit begonnen, sechs Dörfer auf der gegenüber liegenden mecklenburgischen Seite des Flusses zu evakuieren. 300 Menschen waren davon betroffen.
Fürs Wochenende erwartet die Bezirksregierung Lüneburg einen Ansturm von HochwassertouristInnen. Um dem vorzubeugen, haben die Behörden schon mal mitgeteilt, die Polizei werde gegen GafferInnen hart durchgreifen. Wer den Deich trotz Verbotes betrete, werde zunächst mit 30 Euro zur Kasse gebeten. Wer sich danach immer noch auf den Deichen erwischen lasse, müsse sogar mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen.
Gespendet wird auch weiterhin. Die SchülerInnenkammer hat alle 222.000 Hamburger SchülerInnen aufgefordert, je einen Euro für die Flutopfer zu spendieren. Das Spendenkonto bei der Haspa (BLZ 200 505 50) hat die Kontonummer 1343 122 345. Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) ist ausnahmsweise mal mit der SchülerInnenkammer ganz einig und findet das „ein ganz tolles Signal“.
Peter Ahrens
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