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Neuland für Flüchtlingsarbeit in Leipzig

Das Projekt „Bunte Gärten Leipzig“ ist mehr als eine Beschäftigungstherapie für Asylbewerber. Neben der Möglichkeit zur Gartenarbeit werden auch Sprachkurse und Hilfestellung bei Behördengängen und Hausaufgaben angeboten

LEIPZIG taz ■ Seit über einem Jahr ist eine zuvor ziemlich heruntergekommene Gärtnerei nahe der Leipziger Vorstadt Mölkau an den Verein „Brückenschlag e. V.“ verpachtet. Am Samstag startete hier offiziell ein Integrationsprojekt für Ausländer.

„Bunte Gärten Leipzig“ hat ein Vorbild im bürgerschaftlichen Engagement von US-Amerikanern. Die Initiatoren Friedemann und Anke-Maria Kops-Horn lernten es kennen, als sie zwei Jahre in San Diego waren. Der konkrete Plan für die „Bunten Gärten“ in Leipzig entstand dann aus einer Freundschaft ihrer Tochter Rebecca mit einem kasachischen Kind aus dem Mölkauer Asylbewerberheim.

Vordergründig geht es darum, die meist in einem ungeklärten Aufenthaltsstatus lebenden Heimbewohner aus ihrem Ghetto herauszuholen. Arbeiten dürfen sie in der Regel nicht, aber nun können sie in den „Bunten Gärten“ in eher archaischer Weise ein Stückchen Erde bebauen. Das Angebot gilt vor allem für die Frauen mit ihren Kindern, die noch weniger aus den hässlichen Wohncontainern herauskommen. Doch die „Bunten Gärten“ bieten mehr als eine Beschäftigungstherapie, zumal für Intellektuelle wie den jungen kurdischen Rechtsanwalt Hasim Günes. „Die Stadt ist kalt – hier ist es wie auf einer Insel“, sagt er. Die etwa 20 deutschen Vereinsmitglieder stehen im Gelände aus Ansprechpartner zur Verfügung, sie haben eine Art Weiterbildungszentrum aufgebaut.

So unterrichtet hier unter anderem eine pensionierte Lehrerin die deutsche Sprache für diejenigen, die keine Sprachkurse bekommen. Hilfeleistungen beim Weg durch das deutsche Behördendickicht oder bei den Hausaufgaben der Kinder sind nicht weniger wichtig.

Erschwert wird die Arbeit des gerade erst angelaufenen Projektes durch die mittlerweile beschlossene Schließung des Mölkauer Asylbewerberheims. Eine lautstarke Minderheit der Anwohner hat sich im Stadtrat durchgesetzt. Die Kops-Horns sehen ihr Projekt dadurch zwar behindert, aber nicht verhindert. Denn die Stadt muss einen irgendwie gearteten Ersatz schaffen, und schon heute kommen Ausländer auch aus anderen Stadtteilen in die Gärtnerei. Die gut organisierten kurdischen Asylbewerber beispielsweise hätten nichts gegen eine dezentrale Unterbringung.

Die Hamburger Körber-Stiftung hat das Projekt im Rahmen ihres transatlantischen „USable“-Wettbewerbs mit 10.000 Euro prämiert. Eine dauerhafte finanzielle Existenzgrundlage aber muss erst noch gefunden werden. MICHAEL BARTSCH

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