piwik no script img

Flut: Keine Warnung aus Angst vor Panik

Katastrophenschützer kannten Ausmaß des Hochwassers, unterließen aber eine frühzeitige generelle Warnung

DRESDEN taz ■ Bei der Vorbeugung und Bekämpfung des Hochwasssers hat es in Sachsen offenbar bewusst verspätete Warnungen gegeben.

Die dezentrale Organisation des Katastrophenschutzes hatte zu Koordinations- und Verantwortlichkeitsproblemen der einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte geführt. So hätten diese schon am 12. August das Ausmaß der nahenden Flut absehen können, nachdem der Kreis um 13.45 Uhr Katastrophenalarm ausgelöst hatte. Bernd Greif (CDU), Landrat des am stärksten betroffenen Weißeritzkreises, sagte der taz, man habe keine allgemeinen Warnungen ausgegeben, obwohl man über die Pegel und die voraussichtlichen Überlaufzeiten der Talsperren informiert gewesen sei. „Wir wollten eine Panik vermeiden“, so Greif. Modellrechnungen hätten gezeigt, dass eine geordnete Evakuierung nicht mehr möglich gewesen wäre. „Die Bewahrung von Menschenleben ging vor.“

Sachsens Umweltminister Steffen Flath (CDU) erklärte, die Güterabwägung zwischen Lebensgefahr und dem Verlust von Sachwerten sei tatsächlich schwierig. Er habe sich in den kritischen Stunden aber auch gefragt, ob zehn Minuten Ansprache wie im früheren Staatsrundfunk sinnvoller gewesen wäre. Er deutete an, dass der Hochwasserschutz beim Talsperrenregime künftig mehr Bedeutung bekommen sollte.

Entlang der Elbe hielten gestern die durchweichten Deiche. Die Pegel sanken nur leicht, aber stetig. Eine allgemeine Entwarnung wollten die Behörden noch nicht geben. MICHAEL BARTSCH

brennpunkt SEITE 4, reportage SEITE 5 medien SEITE 17

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen