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Dienst nach V-Manier

Verfassungsschutz erklärt, dass NPD-Funktionär Tilger ein V-Mann war

Der stellvertretende NPD-Kreisvorsitzende aus Lübeck erfüllte nur seinen Dienst. Das schleswigholsteinische Landesamt für Verfassungsschutz (VS) bestätigt, dass der NPD-Funktionär Bastian Tilger ein V-Mann war. „Er hat seine Aufgabe erfüllt“, erklärt ein Pressesprecher der Kieler Behörde. Nun ist der wegen Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestrafte V-Mann aus dem rechten Milieu ausgestiegen.

Über drei Jahre informierte Tilger, der auch im NPD-Landesvorstand saß, seine Behörde über die rechten Aktivitäten in dem nördlichen Bundesland.

Gestern bemühte sich die NPD, angeführt von Peter Borchert und Jürgen Gerg, den Anschein zu erwecken, dass sie „nach langwierigen und gründlichen Ermittlungen“ den V-Mann enttarnt hätten. Jetzt wüssten sie über die „Arbeitsweise und Entlohnung“ Bescheid.

Seit dem Beginn des Verbotsverfahrens gegen die NPD vor dem Bundsverfassungsgericht im Januar 2002 tauchen immer wieder V-Männer in wichtigen Funktionen der Partei auf. Bis heute hat das Bundesamt für Verfassungsschutz das Gericht nicht vollständig darüber aufgeklärt, welche Partei-Mitglieder auch Behördenmitarbeiter sind. So befürchten Juristen auch schon ein Scheitern des Verbotsantrag. „Für das Verfahren hat er keine Bedeutung“, hebt sogleich der VS-Sprecher hervor.

Mittlerweile bezeichnet der NPD-Landespressesprecher Gerg den V-Mann als „Ideengeber“, um sich erneut als vom VS radikalsiert darstellen zu können. Seit dem Verfahren nutzt die NPD die These von den „Agents provocateurs“ um ein Verbot abzuwehren.

In die Medien geriet Tilger wegen des Unterwanderungsversuchs des Lübecker Ortsverbands der Schill-Partei durch die NPD. Bei der Gründungsversammlung am 1. August hatten die Schill-Mitglieder Tilger auf Empfehlung des gerade gewählten Ortsvorsitzenden Michael Gabriel zum Beisitzer im Ortsvorstand benannt und ihn mit der Betreuung der gegründeten Jugendorganisation der Schill-Partei „Junge Offensive“ beauftragt. Als dessen Doppelmitgliedschaft, so wie die zweier weiterer NPD-Funktionäre durch die taz hamburg öffentlich wurde, leitete die Schill-Partei Ausschlussverfahren ein.

Gegenüber der taz hatte der schleswig-holsteinische Verfassungsschutzchef Michael Wolf betont: „Die NPD diskutiert eine Unterwanderung, um einen Wahlerfolg der Schill-Partei zu behindern.“ Gerg behauptet jetzt:, „Tilger war Mitinitiator der zielgerichteten Unterwanderung.“

Dem widerspricht der Verfassungsschutz-Presseprecher: „Als sich diese Entwicklung abzeichnete, schlateten wir ihn ab.“ ANDREAS SPEIT

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