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Wagniskapital mit Risiko

Ökologik Ecovest AG: Grüne Risikokapitalgesellschaft gerät in die Kritik von Anlegern. Der Vorstand hält die Angriffe für nicht gerechtfertigt. Ein neuer Fonds soll jetzt 18 Millionen Euro einbringen

Die Ökologik Ecovest AG ist eine Venture Capital Gesellschaft. Die neudeutsche Wortschöpfung meint nichts anderes, als dass das Frankfurter Unternehmen Geld in Unternehmen mit hohem Risiko investiert. „Hopp oder top“ ist die Devise; entweder die Firmen gehen innerhalb weniger Jahre Pleite, oder ihre Geschäftsidee hat Erfolg. Die 1995 gegründete Ökologik kauft ausschließlich Anteile an Firmen, die ökologisch interessante Produkte herstellen.

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Im Aufsichtsrat der AG arbeitet seit Februar der erfahrene Versicherungsmakler und Finanzberater Josef Wiechers mit, Gründer und Inhaber des „Fairsicherungsladens“ in Münster.

Die Öko-Beteiligungsgesellschaft hat nach eigenen Angaben 60 Millionen Euro investiert und sieht sich als deutscher Marktführer im grünen Risikokapital. Das Geld hat die Ökologik Ecovest durch Verkauf von Beteiligungsfonds und Aktien bei über 5.000 Anlegern eingesammelt. Darunter sind viele Einzelinvestoren, aber auch institutionelle Anleger, wie die Versicherungsgruppe Generali, die ein Aktienpaket im Umfang von zirka 6 Prozent hält.

Vorstand Udo Bockemühl versteht seine Sache – aber versteht er auch was vom Geschäft? Erfolgreiche Verkäufe von Beteiligungen waren dünn gesät in den letzten Jahren. Das ruft zunehmend Kritiker auf den Plan. Gegen den Vorstand richten sich wütende Angriffe. Die Bilanz der Aktiengesellschaft liest sich tatsächlich nicht wie eine Imagebroschüre. 2001 erzielte die Ökologik Ecovest einen Verlust von 5,3 Millionen Mark, das Eigenkapital reduzierte sich um 30 Prozent.

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Die Bergquell Agrar Naturprodukte GmbH&Co. KG gab im Herbst letzten Jahres auf: Sie ist ebenso pleite wie die mit ihr verbundene Bergquell Naturhöfe AG.

Kritiker bezweifeln den Wert der Ecovest-Beteiligungen. Aus der Vermögensaufstellung der Ökologik zum 1. Juli 2002 geht hervor, dass die Frankfurter über 60 Prozent ihrer Mittel in mittlerweile insolvente Unternehmen investiert haben. Vorstand Bockemühl hält diese Angriffe für ungerechtfertigt: Venture-Capital-Gesellschaften hätten derzeit keinen leichten Stand im Markt, meint er, der Konkurrent GUB AG sei in Konkurs, andere hätten 90 Prozent ihres Kurswerts eingebüßt. „Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Dass ab und zu ein Ausrutscher passiert, ist menschlich und zeigt, dass wir über unsere Probleme offen kommunizieren.“

Von den Verlusten betroffene Anleger, wie Hans-Jürgen Montag aus Darmstadt, wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie haben das Vertrauen in das Unternehmen verloren. „Ich halte die Berichterstattung der Ökologik Ecovest über ihre Beteiligungen für unzureichend“, sagt Montag. Die Aktionäre könnten beispielsweise nicht prüfen, in welchem Umfang Vorstand Bockemühl Beratungsleistungen für die Beteiligungen über seine private Gesellschaft Bockemühl und Partner abrechne. Bockemühl kontert: „Alle Honorare, die Bockemühl und Partner bezogen haben, sind in den Jahresabschlüssen der Gesellschaften aufgeführt.“ Nach Anforderung der Unterlagen weigerte sich die Ökologik, sie herauszugeben.

Zu den jüngsten Produkten des Unternehmens zählt der Venture-Capital-Fonds VII. Die Mittel des Fonds sollten dazu verwandt werden, Aktien der Ökologik Ecovest AG zu kaufen. Über 18 Millionen Euro wollten die Initiatoren einwerben. Michael Peter Steinke, Exvorstandsmitglied der Ökologik AG, erschien auf der Hauptversammlung des Unternehmens am 26. August im Frankfurter Marriott Hotel als Vertreter des Fonds VII mit Stimmrechten für 463.000 Aktien. Bei 822.000 insgesamt vertretenen Stimmen wurde über fast alle Tagesordnungspunkte mit großer Mehrheit im Sinne der Geschäftsleitung entschieden. Über fast alle: Steinke, der noch im Geschäftsjahr 2001 im Vorstand des Unternehmens tätig war, wurde von den Aktionären nicht entlastet. Die von ihm vertreten Stimmrechte durfte er in eigener Sache nicht einbringen. Ein Schelm, wer Übles dabei denkt? Formal dürfte es nichts auszusetzen geben. Vor dem Hintergrund der mit der grünen Geldanlage eng verknüpften Forderung nach Transparenz jedoch wird die Fragwürdigkeit des Verfahrens augenfällig. Die EDV-Vertriebsspezialistin Sigrid Jekel aus Bietigheim hat nach ihren Erfahrungen als Anlegerin bei der Ökologik Ecovest AG mit dem Thema „ethisches Investment“ abgeschlossen: „Ich bin enttäuscht über die Inkompetenz der Akteure; die halten nicht, was sie versprechen.“

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN/ ECOREPORTER.DE

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