Bertelsmann hat ausgenapstert

BERLIN taz ■ Der Kauf der Online-Musiktauschbörse Napster durch Bertelsmann ist endgültig geplatzt: Ein US-Gericht hat den Deal blockiert. Laut Wall Street Journal sahen die Richter einen Interessenkonflikt in der Person des früheren Bertelsmanns und späteren Napster-Vorstands Konrad Hilbers. Der einst revolutionären Musiktauschbörse bleibt nach Insidermeinung jetzt nur noch die Auflösung.

In Gütersloh ist niemand so richtig böse: Der Konzern akzeptiere die Entscheidung, hieß es in einer Erklärung. Details zum Urteil gab es nicht. Schließlich gehörte Napster zur Online-Strategie des geschassten Bertelsmann-Chefs Thomas Middelhoff. Im Internet-Bereich soll auch in Zukunft gespart werden: Deutschlands größter Medienkonzern wird sich vom Netz-Buchhändler BOL trennen. „Als Handelsgeschäft wird BOL auf absehbare Zeit die geforderten Renditeerwartungen nicht erfüllen können“, so die Bertelsmann-Mitteilung. Die amerikanischen E-Commerce-Aktivitäten sowie die Beteiligung an dem US-Netzbuchhändler Barnes&Noble.com seien jedoch nicht betroffen.

Dafür konnte Bertelsmann in den ersten sechs Monaten 2002 seinen Gewinn auf 1,63 Milliarden Euro steigern – ironischerweise dank Internet: AOL überwies dem einstigen Partner die zweite Rate für dessen Ausstieg bei AOL Europe. Der Konzernumsatz ging dagegen um rund 460 Millionen auf 8,8 Milliarden Euro zurück. Grund hierfür seien die dramatischen Einbrüche auf dem Werbemarkt.