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Blair spricht von „Blutzoll“ für sein Land

Der britische Premier erneuert seine Bereitschaft, an der Seite der USA Krieg gegen Irak zu führen. Die Organisation Erdöl exportierender Länder warnt vor Krieg, versichert aber, Öl nicht als „wirtschaftliche Waffe“ einsetzen zu wollen

LONDON/WASHINGTON ap/afp/rtr Der britische Premierminister Tony Blair hat seine Unterstützung für einen möglichen US-amerikanischen Angriff auf Irak bekräftigt. In einer gestern in Auszügen ausgestrahlten Fernsehdokumentation bejahte Blair die Frage, ob Großbritannien bereit sei, einen Blutzoll zu zahlen. Die besondere Beziehung zwischen seinem Land und den USA müsse durch Taten untermauert werden, sagte Blair, der US-Präsident George W. Bush am Samstag in Camp David trifft. Wichtig sei, in Zeiten der Krise nicht nur allgemeine Sympathiebekundungen von sich zu geben. „Sie müssen wissen: Ist man bereit, sich einzusetzen, ist man bereit, da zu sein, wenn die ersten Schüsse fallen?“, sagte Blair der BBC. Der britische Regierungschef betonte, er würde die USA nicht unterstützen, wenn er der Meinung wäre, ein Militärschlag sei falsch. „Aber das habe ich nie gedacht.“

Zugleich betonte Blair, es sei noch keine Entscheidung über das Vorgehen gegen den irakischen Staatschef Saddam Hussein gefallen. „Es gibt viele verschiedene Wege, wie wir letztlich mit diesem irakischen Problem umgehen könnten“, sagte er. Die Unterstützung des britischen Premiers für die Irakpolitik Bushs war zuletzt zunehmend auch in seiner eigenen Labour-Partei kritisiert worden.

Der US-Präsident warb unterdessen weiter um Unterstützung für seine Irakpolitik. Noch gestern wollte er mit den Staatschefs von Frankreich, Russland und China telefonieren, die neben den USA und Großbritannien ständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat sind.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) warnte derweil vor den unabsehbaren Folgen eines Militärschlags gegen Irak. Opec-Generalsekretär Alvaro Silva Calderón sagte, die Folgen eines Angriffs auf Irak seien nicht abzusehen. Ein Konflikt könne sich über den Irak hinaus ausweiten. „Wir können die Konsequenzen eines Kriegs nicht voraussagen“, sagte Silva am Donnerstag zum Abschluss des 17. Welt-Erdöl-Kongresses in Rio de Janeiro. Die Opec werde Öl aber nicht „als wirtschaftliche Waffe einsetzen“, versicherte er weiter. Die Opec werde sich „ähnlich wie das Rote Kreuz“ verhalten, das bei Konflikten unabhängig bleibe, betonte der aus Venezuela stammende Vertreter der Opec, unter deren elf Mitgliedern sich auch Irak befindet.

Zusammen mit anderen großen Ölproduzenten verpflichtete sich die Opec auf dem Treffen, für „gerechte und vernünftige Ölpreise“ zu sorgen. Für das Kartell bedeute dies einen Preis innerhalb der vereinbarten Spanne zwischen 22 und 28 Dollar pro Barrel (159 Liter). Diese Zusage gilt laut Calderon aber nur für Friedenszeiten. „Destabilisierende Ereignisse wie ein Krieg liegen außerhalb unserer Kontrolle“, sagte der Opec-Generalsekretär. „Wir wissen nicht, was für Folgen ein bewaffneter Konflikt haben könnte.“

Bereits gestern war der Ölpreis am Londoner Markt auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr geklettert. Für ein Barrel der Nordsee-Referenzsorte Brent wurden am Nachmittag bis zu 28,54 US-Dollar gezahlt – 88 Cent mehr als am Vortag. Zuletzt hatte der Ölpreis unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September vergangenen Jahres ein vergleichbar hohes Niveau erreicht.

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