: Angriff in Nepal
Offensive der Maoisten fordert zahlreiche Todesopfer. Wiedereinführung des Ausnahmezustands wahrscheinlich
KATHMANDU taz ■ Bei einem Angriff maoistischer Rebellen sind in Nepal in der Nacht vom Samstag mindestens 48 Polizisten und eine unbekannte Anzahl Angreifer getötet worden. Weitere 20 Polizisten wurden verletzt und ein Dutzend weiterer wurde am Sonntag noch vermisst. Sie wurden wahrscheinlich verschleppt oder sind geflohen. Über eintausend Rebellen sollen die Polizeikaserne von Bhimad östlich von Kathmandu in der Nacht von allen Seiten angegriffen haben, die von 70 Polizisten verteidigt wurde. Verstärkungen aus der 160 Kilometer entfernten Hauptstadt trafen nicht rechtzeitig ein, weil Zufahrtsstraßen mit Baumstämmen blockiert worden waren.
Der Angriff signalisiert den Wiederbeginn des Guerillakriegs, nachdem es die letzten Monate relativ ruhig geblieben war. Während die Regierungstruppen immer wieder Rebellenstützpunkte angegriffen hatten, hielten sich die seit sechs Jahren für die Errichtung einer „Bauernrepublik“ kämpfenden Maoisten zurück. Dies nährte Hoffnungen, dass die Guerilla ihre Strategie überdenken und wieder zu Friedensgesprächen bereit sein könnte. Diese sind seit letztem November unterbrochen.
Das Motiv für den Rückgang der Kampfhandlungen von Seiten der Maoisten dürfte aber vor allem der heftige Monsun gewesen sein. Überschwemmungen führten zu Bergrutschen, die Straßen herunterbrachen und Brücken wegrissen. Das schränkte die Mobilität der Rebellen ein.
Auch die Regierung wies Hoffnungen auf ein Ende des Konflikts, bei dem allein in den letzten zehn Monaten 3.000 Menschen starben, zurück. Sie erneuerte zwar den Ausnahmezustand bisher nicht, der am 28. August auslief. Aber in Kathmandu herrscht der Eindruck vor, dass auf eine Verlängerung dieses drakonischen Machtinstruments nur aus Rücksicht auf Ministerpräsident Deubas Europareise verzichtet wurde.
Nach der jetzigen Rebellenoffensive, zu der sich einige kleinere Bombenexplosionen in Kathmandu gesellten, steht für viele Beobachter die Wiedereinführung des Ausnahmezustands fest, zumal die Regierung ihre harte Haltung – Verhandlungen erst nach Niederlegung der Waffen – nicht geändert hat. Der Notstand ist auch wahrscheinlich, weil die Maoisten für den 16. September zum Generalstreik aufrufen. BERNARD IMHASLY
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