Asko muss in den Bundestag

Die Erststimme in Hamburg geht in diesem Jahr nur an die Sozialdemokraten. Das Personalangebot ist so überzeugend wie seit Helmut Schmidt nicht mehr. Heute: Ortwin Runde und Anke Hartnagel

von PETER AHRENS

Die Erststimme ist das Problem. Die Zweitstimme wird man am 22. September immer irgendwie los: GAL, Schill, Yogische Flieger, ist ja einiges im Angebot. Aber was tun mit der Erststimme? Etwa die Mittelstands-Haarsträhne der CDU? Oder Krista würgt? Die Antwort ist ganz einfach. Weder noch. Die Erststimme gebührt in diesem Jahr der Hamburger Sozialdemokratie. Die stellt mit Abstand das bestechendste Personal. Die taz leistet Überzeugungsarbeit. Heute: Ortwin Runde und Anke Hartnagel.

Wer sich Ortwin Runde nähert, tut dies am besten über seine offizielle Wahlkampfbroschüre mit dem richtungsweisenden Titel „Mein Wandsbek“. Dort kann man lesen und noch viel besser sehen, was für ein Kerl unser früherer Bürgermeister ist. Aus den Höhen der bundesweiten Debatte, aus Länderfinanzausgleich und Vermittlungsausschuss, hat sich Runde klaglos in die Mühen der flachen Ebene begeben und sein Glück gefunden. Nach Lektüre der Broschüre besteht kein Zweifel mehr, dass sich Ortwin Runde mit ganzer Kraft für seinen Wahlbezirk Wandsbek engagieren wird.

Ortwin ist allein

Er hat ihn in den vergangenen Wochen gut kennen gelernt, davon zeugen diverse Fotobeweise aus Meiendorf, Höltigbaum oder Rahlstedt. Er hat nur ein Problem: Offenbar wollte niemand mit ihm reden. Ortwin allein in Meiendorf, Ortwin allein am ZOB Wandsbek („Ich verspreche mir von der ebenerdigen Verbindung der Wandsbeker Einkaufszentren mit dem ZOB ein neues urbanes Zentrum für die Wandsbekerinnen und Wandsbeker“), Ortwin allein im Umweltzentrum Karlshöhe. Der Mann war mal ganz oben, da wo die Luft dünn ist und man statt Freunden Pressesprecher hat. Dieses Trauma ist auch an der Basis scheinbar noch nicht überwunden. Nur im Neubaugebiet Rahlstedter Höhe, da fand Ortwin Anschluss. Auf dem Foto redet gleich eine ganze Traube leicht erregter NeubürgerInnen auf ihn ein. Ortwin Runde weiß angesichts der fröstelnden Anonymität der Macht: Der beste Freund des Mannes ist immer noch der Hund. Und damit kommen wir zum Höhepunkt der Broschüre, der letzten Seite. Das Prinzip dieses Werkes ist also quasi auf eine Klimax hin aufgebaut. Auf der Rückseite prangt seitenfüllend Asko, „Begleiter der Familie Runde auf Spaziergängen im Volksdorfer Wald“. Spätestens jetzt ist die Wahlentscheidung in Wandsbek gelaufen. Hier wirbt ein praktizierender Tierfreund (Stichwort Hundeverordnung) um die Gunst des Publikums, und er hat sie. Ortwin Runde muss in Deutschlands höchstes Parlament einziehen, alles andere wäre unter seinem Niveau.

Nun kann man das Pech haben, nicht in Wandsbek wahlberechtigt zu sein, sondern zum Beispiel in Nord/Alstertal. Und da CDU-Chef und Unionskandidat Dirk Fischer konsensual als unwählbar gilt, bleibt nur die Sozialdemokratin Anke Hartnagel. Auch eine gute Wahl. Frau Hartnagel mag im Bundestag bisher zwar nicht aufgefallen sein, doch das täuscht: Sie hat in den vergangenen vier Jahren eher fraktionsintern gewirkt und sich in Berlin parteiübergeifend den Ruf einer Gourmande verdient. Der frisch gebackene Fraktionschef Ludwig Stiegler hat sich im kleinen Kreis („unter Drei“) mehrfach lobend über Hartnagels Schweineschnitzel mit Sahnesauce, Bratkartoffeln und Salat geäußert. In der Fraktion werde seitdem besser gegessen als unter den Cäsaren, freut sich der Rotpullover. Im Internet www.ankehartnagel.de werden Highlights unter der Überschrift „Leibgerichte der Hartnagels“ nun einer breiteren Öffentlichkeit dargeboten. Wer gut und gerne isst, muss SPD wählen.

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