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Bett beziehen für Senioren

Unwetter in Schleswig-Holstein und die Folgen: Eine Nacht in der Deutschen Jugendherberge Eutin kann für radelnde Paare sehr spartanisch und auch reichlich teuer werden. Eine Urlaubsrecherche

von ANDREAS BECKER

Unwetter gibt es nicht, nur die falsche Behausung. Unlängst überraschte uns ein Starkregenschauer im schleswig-holsteinischen Eutin auf dem örtlichen Markplatz. Um die Ecke wies ein Schild Richtung „Jugendherberge“ – das machen wir aber auf keinen Fall, sagte meine Freundin ziemlich energisch. Nee, niemals! Eine halbe Stunde später standen wir dann doch vor einem Counter mit Plakat, auf dem etwas von „Jugendherbergen halten jung“ oder so stand. Das Motto 2002 des DJH lautet übrigens „Langeweile verboten“.

Der Chef hatte gerade noch eine Akte fertig zu bemalen. Abends um halb 10. „Haben sie zufällig auch Doppelzimmer?“ – „Klar, aber nicht zufällig.“ Es roch wie lange nicht mehr gerochen nach intensiver Bodenpflege, alten Schnitzeln, Teenieschweiß und heimlich gerauchten Zigaretten. „Stellt eure Fahrräder schon mal in den Fahrradkeller“, meinte unser Herbergsvater, draußen goss es sich ein.

Nach einer weiteren Warteviertelstunde durften wir zum Counter kommen. Wir sind aber keine Jugendherbergsmitglieder, gestanden wir. Keine Antwort. „Ihr braucht Bettzeug? Also Wäsche komplett zu 3,60 Euro“, tippte er in die Kasse. Den Gesamtpreis hatte er immer noch nicht verraten. Grinsend fragte er, ob wir über 27 seien. Das machte zweimal 2,70 Seniorenzuschlag. Fürs Zimmer kamen jetzt noch 33,40 dazu, machte insgesamt 46 Euro. „Frühstück ist von halb acht bis halb neun.“ Draußen stürmte es unsere Räder ins Gebüsch. Der Herbergsvater ergriff die Chance, um die Art von Pädagogik zu demonstrieren, die einen stets dumm aussehen lässt. „Hättet ihr eure Räder schon in den Keller gebracht, würden sie jetzt nicht unsere Büsche kaputtmachen.“

Das Zimmer lag im zweiten Stock, in einem Extraflur für Rentner. Es hatte kein Bad. Die Gruppenwaschräume waren grau gekachelt und hatten einen langen Waschtrog aus grauem Stein. Es gab ein Klo, keine Dusche. Die Duschen seien im Keller. Dort tropfte Schwitzwasser von der Decke und den Rohren, lüften konnte man nicht. Obwohl wir den ganzen Tag Rad gefahren waren, verzichteten wir auf eine Dusche. Das Zimmer hatte nur eine knastartige Sparneonleuchte unter der Decke. Das Fenster war mit Schrauben gesichert und konnte nur auf Kipp gestellt werden. Die Bettwäsche roch komisch, außerdem hasse ich Bettbeziehen.

Ich schlief schlecht, die Decke schien aus Kunststoff zu sein, man schwitzte fürchterlich und das Fenster ging nicht auf. Um acht standen wir auf. „Nur zwei Brötchen pro Person“, ermahnte ein Schild überm Brötchenkorb. Bei mehr Bedarf konnte man für 3,60 Euro ein Lunchpaket bestellen. Es gab immerhin Kaffee, nicht nur Hagebuttentee in großen Alukannen. Die Check-out-Zeit 9 Uhr einzuhalten fiel ungewöhnlich leicht.

Zurück in Berlin, gilt es, die Unbezahlbarkeit deutscher Jugendherbergen zu überprüfen. In der Kluckstraße, gleich bei den 129er-Büßerhaltestellen Hiroshimasteg und Gedenkstätte Deutscher Widerstand, hat das DJH eine Filiale. Hier gibt man sich international – Putzfrauen aus der Dritten Welt wienern den Betonbau. Viele Uhren zeigen Zeiten von Haupstädten an. Auch hier gibt es Doppelzimmer, zum Preis von 27,10 Euro pro Person, angeblich schon inklusive der diversen Zuschläge. Falls dem DJH tatsächlich an Doppelzimmerusern gelegen ist, sollte man die Preise überdenken. Was für einen allein billig ist, ist mal zwei ziemlich teuer.

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