Frankreich im Einsatz in Elfenbeinküste

Soldaten aus Abidjan ins Landesinnere verlegt. Evakuierung von Ausländern aus Rebellenstadt möglich

BERLIN taz ■ Eine französische Einheit ist heute in Yamoussoukro eingetroffen, der offiziellen Hauptstadt der Elfenbeinküste im Zentrum des Landes. Sie übernahm die Kontrolle über den Flughafen. Frankreich hatte am Sonntag seine 600 Soldaten in der Elfenbeinküste um 100 bis 200 Mann verstärkt, um „präventiv“ die westlichen Ausländer in dem Land zu schützen, wie es in Paris hieß.

Yamoussoukro liegt 100 Kilometer von Bouaké entfernt, der zweitgrößten Stadt der Elfenbeinküste, die seit Donnerstag ebenso wie Korhogo weiter nördlich von rebellierenden Militärs kontrolliert wird. In Bouaké befinden sich 600 Franzosen und 300 US-Amerikaner, darunter 170 Schüler einer US-Missionsschule, die nach eigenen Angaben auf eine Evakuierung warten. Würden französische Soldaten in Bouaké landen, zu dem die Regierungsarmee der Elfenbeinküste keinen Zugang hat, dann würde Frankreich automatisch eine politische Vermittlungsrolle zwischen Rebellen und Regierung zufallen. Sprecher der Rebellen haben sich bereits zu Verhandlungen bereiterklärt. Auch Führer der politischen Opposition in Abidjan, der Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste, haben die Regierung zum Dialog mit ihren Gegnern aufgefordert. Davon ist aber bislang nichts zu sehen. Stattdessen stellt die Regierung den Kampf gegen die Rebellen weiterhin als Krieg der gesamten ivoirischen Nation gegen ihre Feinde dar. Die Rebellen, sagte gestern Präsidialberater Toussaint Alain, würden von „Schurkenstaaten“ unterstützt, „bekannt für ihren Waffen- und Diamantenschmuggel und ihre Menschenrechtsverletzungen“. Es gebe unter ihnen „ausländische Söldner, die für Verbrechen in Liberia und Sierra Leone bekannt sind“.

Am Sonntagabend schlugen die Rebellen in Bouaké nach eigenen Angaben einen Angriff der Regierungstruppen zurück und erbeuteten ein gepanzertes Fahrzeug der Präsidialgarde. Aus Burkina Faso wurde berichtet, Rebelleneinheiten hätten mehrere grenznahe Ortschaften der Elfenbeinküste besetzt, um der Regierung die Nutzung der Flugpisten zu verwehren. Aus Mali hieß es, die Grenze zur Elfenbeinküste sei geschlossen. D.J.

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