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Getanzte Hartnäckigkeit

Morgen feiert die „Jungle World“ in der Roten Flora ihren 5. Geburtstag mit „Turbostaat“, „Tigerbeat“ und „Kante“

Im Sommer 1997 gründeten die nach einem Richtungsstreit entlassenen Redakteure der Tageszeitung junge welt die Jungle World. Heraus kam eine linke Wochenzeitung, die von Anfang als Ding der Unmöglichkeit galt, nun aber schon seit 5 Jahren die Presselandschaft mit Diskussionen und Polemiken in Sachen Analyse und Protest bereichert.

Auch wenn die ehemals marxistischen Argumentationen ab und an einer postmodernen Beliebigkeit weichen, will man diese Postille der Kritik nicht missen. Nach dem Absturz der viel besungenen New Economy und dem daraus resultierenden Anzeigenrückgang, begann es in fast allen Redaktionen der großen Zeitungen zu kriseln. Über diese Sorgen kann die Jungle World nur lachen, finanziert sie sich doch zu 80 Prozent aus Abos. Natürlich bedeutet das nicht, dass die Mühen der letzten Jahre ihr Ende gefunden hätten, aber eines lässt sich jedoch zur Beruhigung feststellen: Es ist auf jeden Fall schlauer, der Urteilskraft einer festen Stammleserschaft zu vertrauen als den unberechenbaren Konjunkturzyklen des so genannten freien Marktes.

So ganz reicht das allerdings nicht. Fünf Jahre Jungle World, da gibt es auch einen finanziellen Grund, diese Hartnäckigkeit zu feiern. Nachdem im August schon die Berliner in den Genuss einer Geburtstagsparty im SO 36 kamen, findet am jetzigen Sonnabend die hiesige Fortsetzung in der Roten Flora statt.

Außer einer situativen Ballung zahlreicher linker Einzelheinze, die ein solches Fest mit sich bringt, gibt es ab 21 Uhr ein Konzert, auf das es sich zu freuen lohnt. Neben den an Lässigkeit kaum zu übertreffenden Retro-Rockern Tigerbeat, die mit ihrem kongenialen Mix aus Rhythm & Blues, Elektronik und Soul überzeugen, geben die Klangvirtuosen von Kante mit ihrer Vorliebe für die verschiedensten musikalischen Elemente seit Februar ihren ersten Hamburgauftritt.

Außerdem liefert die aus Husum stammende Punkband Turbostaat den Soundtrack für einen im Grunde jetzt schon gelungenen Abend. Wem das noch nicht genügt, bekommt bis tief in die Nacht Sixties Beat mit DJ Hussein und auf dem 2nd Floor den Sound von DJane Boxy Frown & DJ Richard Roeskoff geboten. Alles in allem ein Programm, wie es dem Jungle World-Leser, dem Hedonismus und linkes Bewusstsein als zwei Seelen in einem gesunden Verstand erscheinen, nicht besser gefallen kann. Matthias Seeberg

morgen, 21 Uhr, Rote Flora

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