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Plinke will mehr Pinke

Die künftige Eliteuniversität in Mitte hat Geldsorgen. Organisator Wulff Plinke fordert nun Geld für die Sanierung des ehemaligen DDR-Staatsratsgebäudes. Der Senat stellt sich dagegen stur

von RICHARD ROTHER

Knapp vier Wochen vor der geplanten Eröffnungsfeier der European School of Management Technology (ESMT) sind Finanzierung und wissenschaftliches Konzept der Eliteuniversität in Mitte noch völlig offen. Die Inititiatoren der von deutschen Konzernen getragenen Privatuni fordern vom Land Berlin die Übernahme von Sanierungs- und Umbaukosten für das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude, wo der Lehrbetrieb stattfinden soll. Das geht aus der schriftlichen Antwort von Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Lisa Paus hervor.

Die Universität, die jährlich rund 500 Nachwuchsmanager ausbilden will, soll 2004 den regulären Lehrbetrieb aufnehmen, wie aus dem Schreiben der Wissenschaftsverwaltung ersichtlich wird, das der taz vorliegt. Bis dahin sollen Management-Seminare angeboten werden. Für den 31. Oktober ist zu einem Festakt zur offiziellen Gründung eingeladen, obwohl bisher nur Entwürfe für Satzungen, Rahmenkonzeption und den künftigen Businessplan vorliegen. Für eine staatliche Anerkennung der ESMT würden noch zahlreiche Unterlagen benötigt, darunter eine Darlegung des Finanzierungskonzeptes, eine Konzeption der einzurichtenen Studienpläne sowie eine Hochschulsatzung, heißt es. Der Senat hat die Initiatoren schriftlich aufgefordert, vor dem geplanten Festakt „Unterlagen herzureichen, die es ermöglichen, eine Anerkennung in Aussicht zu stellen“.

Auch finanziell ist noch einiges im Unklaren. Der rot-rote Senat will der Universität keine weiteren Zuschüsse gewähren. Er geht davon aus, dass die Verpflichtung gegenüber der Uni auf die kostenlose Überlassung der Immobilie, die rund 23,8 Millionen Euro wert ist, beschränkt bleibt. Aus dem Schreiben der Wissenschaftsverwaltung geht allerdings hervor, dass die Uni-Initiatoren eine weitere Unterstützung vom Land reklamieren. Die Kosten für den Umbau allein des Hauptgebäudes betrügen nach ersten Schätzungen 25 Millionen Euro, für die Nebengebäude würden die Kosten noch ermittelt.

Wie aus dem Schreiben weiter hervor geht, fehlen der ESMT zudem noch 25 Millionen Euro Stiftungskapital. Der Gründungsdekan Professor Wulff Plinke habe eingeräumt, dass derzeit nur 75 Millionen Euro zur Verfügung stünden, zuzüglich 25 Millionen Euro von der Hertie-Stiftung. Die ESMT mit 60 Professoren soll als staatlich anerkannte Hochschule in privater Trägerschaft betrieben werden.

Die Grünen-Wissenschaftsexpertin Paus warnt allerdings davor, dass die Privatinitiatoren Fakten schaffen und am Ende doch das Land mehr als geplant in die Pflicht genommen werden könnte. „Das können wir uns angesichts der Haushaltslage nicht leisten“, so Lisa Paus. Die Initiatoren müssten endlich ihre Hausaufgaben machen, und der Senat müsse darauf achten, dass „kein potemkinsches Dorf aufgebaut wird“.

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